Alexander Zverev gratulierte seinem Gegner fair, packte seine Sachen und verschwand mit hängendem Kopf vom Platz: Der Tennis-Olympiasieger ist bei den Australian Open bereits in der zweiten Runde ausgeschieden.
Der 25-Jährige verlor sein Match gegen den US-Amerikaner Michael Mmoh mit 7:6 (7:1), 4:6, 3:6, 2:6 und verpasste damit erstmals seit seinem Debüt 2016 die dritte Runde des Grand-Slam-Turniers im Melbourne Park.
«Es war nicht genug von mir. Aber es ist nicht so, dass ich mir eine Riesenschuld geben muss», sagte Zverev nach seinem kurzen Grand-Slam-Comeback nach langer Zwangspause: «Ich habe harte Arbeit vor mir, um wieder da hinzukommen, wo ich war.»
Die deutschen Fahnen hält Down Under nur noch Laura Siegemund hoch. Die 34-Jährige gewann gegen die an Nummer 27 gesetzte Rumänin Irina-Camelia Begu mit 5:7, 7:5, 6:3. Als nächste Gegnerin wartet die an Nummer vier gesetzte Französin Caroline Garcia. «Da habe ich überhaupt gar nichts zu verlieren und kann ohne Druck rangehen», sagte Siegemund. Die acht anderen deutschen Starterinnen und Starter waren bereits an der Auftakthürde gescheitert.
Zverev noch nicht wider in Topform
Siebeneinhalb Monate nach seiner schweren Fußverletzung im French-Open-Halbfinale war Zverev weit von seiner Topform entfernt. Genau wie bei seinem mühsamen Fünf-Satz-Sieg zum Auftakt gegen den peruanischen Qualifikanten Juan Pablo Varillas zeigte er eine wechselhafte Leistung. Nach einem starken Beginn verlor er seinen Rhythmus und baute seinen anfangs nervösen Gegner mit Fehlern auf. Auch körperlich schien der Australian-Open-Halbfinalist von 2020 nicht auf der Höhe, immer wieder fasste er sich links oben an den hinteren Oberschenkel. Mitunter ging sein Blick auch hilfesuchend in Richtung seiner Box.
Es ist das erste Mal, dass Zverev bei einem Grand-Slam-Turnier gegen einen Lucky Loser verloren hat. Der Weltranglisten-109. Mmoh, der erst durch die Absage eines anderen Spielers einen Platz im Hauptfeld ergattert hatte, trifft in der dritten Runde auf den US-Amerikaner J.J. Wolf, der sich gegen den Argentinier Diego Schwartzman glatt in drei Sätzen durchsetzte. «Das Leben ist verrückt», sagte Mmoh, der schon seinen Rückflug in die USA gebucht hatte.
Weil Mmohs Erstrundenduell gegen den Franzosen Laurent Lokoli wegen Regens unterbrochen und erst am Mittwoch beendet wurde, hatte Zverev einen Tag mehr Zeit zur Regeneration als sein Gegner. Das sei ein «Riesenvorteil», meinte Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann.
Frischer und konzentrierter als sein Gegner trat Zverev aber nur zu Beginn auf. Nach einem famosen Konterschlag mit der Vorhand aus vollem Lauf riss Zverev sogar beide Arme nach oben und ließ sich vom Publikum feiern. Doch Mmoh zwang Zverev im ersten Satz doch noch in den Tiebreak. Dort fand der Deutsche seinen Rhythmus zurück – nur um ihn dann wieder zu verlieren.
Zverev agierte im zweiten Satz zu defensiv, auch das Selbstvertrauen litt merklich. Im dritten Durchgang kam auch noch Pech mit Netzrollern des Gegners in wichtigen Phasen dazu. Die deutsche Nummer 1 versuchte zwar, sich ins Match zurückzukämpfen. Doch die Wende schaffte er nicht mehr.
Nadal fällt länger aus
Spaniens Tennisstar Rafael Nadal gab derweil einen Tag nach seiner Niederlage in der zweiten Runde in den sozialen Medien ein Update zu seiner Verletzung. Die MRT-Untersuchung habe ergeben, dass der wichtigste Muskel für die Hüftbeugung in der Leiste beschädigt sei und er sechs bis acht Wochen ausfalle, schrieb der 22-malige Grand-Slam-Turniergewinner.
Nach dem topgesetzten Nadal hat sich auch die Nummer zwei des Turniers in der zweiten Runde verabschiedet: Der Norweger Casper Ruud, im Vorjahr bei den French Open und US Open jeweils im Finale, musste sich dem US-Amerikaner Jenson Brooksby mit 3:6, 5:7, 7:6 (7:4), 2:6 geschlagen geben.