Dajana Eitberger setzt bei den Rodel-Weltmeisterschaften in Oberhof auf ungewöhnliche Methoden, um am Ende die ersehnte Goldmedaille zu gewinnen.
Bereits im Dezember ließ sich die EM-Zweite bei einem Sportpsychologen in hypnotische Zustände versetzen. «Wir haben ein paar Dinge ausprobiert, um wirklich wieder ins Unterbewusstsein zurückzukehren», sagte die 32 Jahre alte Eitberger der Deutschen Presse-Agentur. Es sei darum gegangen, den Spaß zu finden, «der Rest kommt dann von ganz alleine». Auf ihrer Stammbahn in Oberhof startet die Thüringerin als Favoritin. Die Entscheidung im Sprint fällt an diesem Freitag (13.00 Uhr), die des Hauptrennens am Samstag (11.45 Uhr). Neben Eitberger zählen auch Europameisterin Anna Berreiter (23) und Julia Taubitz (26) zu den deutschen Hoffnungen bei den Frauen.
«Eine spannende Reise»
«Es war irgendwie eine spannende Reise», erzählte Eitberger über die rund zweistündige Sitzung kurz vor den Weihnachtsfeiertagen. «Ich war danach emotional sehr aufgewühlt», viele Sachen seien hochgeschwappt, «an die man im Alltag nicht denkt, weil man schlussendlich einfach nur funktioniert». Es ging um den Erwartungsdruck und darum zu lernen, die «eigenen Stärken herauszufiltern». Und eine kleine Vision hatte Eitberger auch: «Während der Sitzung bin ich irgendwann so abgeschweift, dass ich gedanklich in der Bahn in Oberhof war und dort gefahren bin.»
Ein gutes Omen? Die Medaillen-Hoffnungen des deutschen Teams sind vor den vierten Weltmeisterschaften in Oberhof nach 1973, 1985 und 2008 jedenfalls groß, speziell auch von Lokalmatadorin Eitberger: Sie führt im Gesamtweltcup und hat Heimspiel. «Man könnte mich nachts um drei aus dem Bett holen und sagen: ‚Fahr da bitte die Bahn runter!‘ Das würde ich sofort machen.» Dass sie den Sportpsychologen am Olympiastützpunkt in München direkt nach ihrem Weltcupsieg in Park City (US-Bundesstaat Utah) aufsuchte, sei ihr besonders wichtig gewesen, «weil ich ganz genau weiß, dass man relativ schnell verkopft».
Perfektionistische Züge
Eitberger gilt in der Rodel-Szene als Perfektionistin. Gerade früher sei sie «vielleicht zu akkurat gewesen, zu perfektionistisch», meinte Eitberger. Über Kleinigkeiten habe sie gegrübelt: Wenn der Handschuh mal nicht zur richtigen Zeit angezogen wurde oder der Sitzplatz ein anderer war. «Irgendwann verstrickt man sich darin und wird regelrecht gaga.» Dass solche Nichtigkeiten die Routine durcheinander bringen könnten, fürchtet sie gelegentlich noch. Das sei zwar «totaler Humbug», sagte Eitberger, nach dem Erfolg in Park City habe sie aber Angst gehabt, «genau in diese Spirale zu geraten».