Kehrmaschinen und Matten: Safety first bei Challenge Roth

Strohballen müssen Prallschutzmatten weichen, nachts sind wieder die Kehrmaschinen unterwegs, und viele der deutlich reduzierten Begleit-Motorräder werden beim Triathlon-Klassiker in Roth mit Trauerflor fahren.

Der tödliche Unfall vom Ironman in Hamburg wirkt auch knapp drei Wochen nach den schrecklichen Bildern noch nach. «Es hat auf jeden Fall eine tiefe Narbe hinterlassen», sagte der zweimalige deutsche Hawaii-Champion Patrick Lange in Roth der Deutschen Presse-Agentur. «Es war mit das Schlimmste, was ich in diesem Sport je erlebt habe», sagte Landsmann Sebastian Kienle der dpa. Er war als TV-Experte im Einsatz gewesen. 

Lange und Kienle erheben Stimme

Beide erheben in der Sicherheitsdebatte ihre Stimme. Lange hatte Ironman Vorschläge gemacht. «Für mich war es einfach wichtig als Athlet, der vielleicht auch etwas bewegen kann mit seiner Meinung, das nicht einfach vorbeiziehen zu lassen. Aber ich glaube, dass das die Ironman-Taktik momentan ist, das einfach ein bisschen unter den Teppich zu kehren», sagte er. Eine Reaktion auf seinen Fünf-Punkte-Plan hat er bisher nicht bekommen. «Das dürfen wir nicht zulassen. Wir müssen als Athleten aufstehen und mit vereinter Stimme sagen: So geht es nicht», erklärte er.

Ironman Germany erklärte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, dass ihnen noch keine Neuigkeiten über die polizeilichen Ermittlungen vorliegen würden. Bei ihm seien noch keine weiteren Informationen oder Ergebnisse eingetroffen, teilte Marketing-Manager Markus Hanusch mit.

Unter der Marke Ironman veranstaltet die World Triathlon Corporation weltweit Rennen. In Hamburg war es am 4. Juni zu einem tödlichen Unfall auf der Radstrecke gekommen. Bei einem Überholversuch war ein Begleit-Motorrad mit einem Altersklassenathleten aus Großbritannien auf der Gegenfahrbahn kollidiert. Der 70 Jahre alte Motorradfahrer überlebte den Unfall nicht, der Triathlet wurde schwer verletzt. Der Kameramann auf dem Motorrad hatte sich leichte Blessuren zugezogen. 

In Gedenken an den gestorbenen Motorradfahrer werden in Roth beim stimmungsvollen Renn-Juwel der Konkurrenzserie Challenge Family über 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen am Sonntag viele der Motorräder schwarze Bänder am Lenker haben, kündigte Rennleiter und Chef-Organisator Felix Walchshöfer an. Die Vorkommnisse in Hamburg hätten auch sie schwer getroffen, sagte er. 

Risiko-Minimierung als Ziel

Dabei geht es letztlich um Risiko-Minimierung. Auszuschließen sind Unfälle und Stürze praktisch nicht, wenn die Athletinnen und Athleten bei körperlichen Höchstleistungen womöglich erschöpft auf dem Rad sitzen und auch die Konzentration nachlässt. Es geht aber vor allem darum, Vorkehrungen zu treffen, um einen Unfall wie in Hamburg, den Lange als «so voraussehbar» und «so unnötig» bezeichnete, zu verhindern oder zu vermeiden. 

In Roth, das hatte Walchshöfer bereits mitgeteilt, werden 40 Motorräder weniger als sonst mit auf der Radstrecke sein. Wie jedes Jahr werden zudem Kehrmaschinen die komplette Radstrecke – ein 90 Kilometer langer Rundkurs – nachts noch mal säubern. Anstelle von rund 1000 Strohballen, die sonst in heiklen Kurven als Aufprallschutz dienten, sind in diesem Jahr Prallschutzmatten im Einsatz. «Das Thema Sicherheit ist Priorität Nummer eins hier in Roth», sagte Walchshöfer.

Nicht nur das lockte ein Profi-Feld der Extraklasse in die Kreisstadt in Mittelfranken. Neben Lange, Kienle und Ex-Weltmeisterin Anne Haug sowie der aktuellen Weltmeisterin Chelsea Sodaro, der fünfmaligen Weltmeisterin Daniela Ryf oder auch Roth-Vorjahressieger Magnus Ditlev sind auch noch rund 3500 Altersklassen-Athletinnen und -Athleten sowie 650 Staffeln am Start.

Während es bei vielen darum geht, das Ziel zu erreichen, haben die Topstars den Sieg und noch etwas im Blick. «Ich würde meine Hand fast dafür ins Feuer legen, dass wer hier gewinnen will, die Weltbestzeit unterbieten muss», sagte Lokalmatadorin Haug, die mit ihrem dritten Heimsieg nacheinander auch den Hattrick perfekt machen würde.

Jens Marx, dpa