Zweite Reihe der DFB-Frauen tut sich schwer

Martina Voss-Tecklenburg klatschte ihre Spielerinnen ab, wirkte aber ganz schön angefressen. Trotz des Sieges gegen Vietnam war die Fußball-Bundestrainerin nicht zufrieden.

In vielen Bereichen würden die Basics fehlen, monierte die 55-Jährige mit ernster Miene nach dem 2:1 (1:0) beim ZDF. «Wir hatten keinen Zugriff», an Chancen habe es gemangelt. «Es gibt in allen Bereichen noch ganz viel zu arbeiten, ganz viel zu tun.»

Genau einen Monat vor dem Auftaktspiel der DFB-Elf bei der Weltmeisterschaft in Australien gelang nur wenig, wohl auch, weil Voss-Tecklenburg auf viele potenzielle Stammspielerinnen verzichtet hatte. «Es war sicherlich ein wenig zusammengewürfelt», sagte sie zu ihrer Startformation – und zum Stand der Vorbereitung: «Wir sind vielleicht bei 40 Prozent, wir haben drei Platzeinheiten.»

Vor 13.652 Fans setzte die Bundestrainerin viele Spielerinnen aus der zweiten Reihe ein. Ohne Kapitänin Alexandra Popp traf Paulina Krumbiegel bereits in der dritten Minute auf dem Bieberer Berg zum 1:0. Janina Minge vom SC Freiburg erhöhte mit ihrem ersten Länderspieltor auf 2:0 (80.). In der Nachspielzeit gelang den Vietnamesinnen aber sogar noch der Treffer durch Thi Thanh Nha Nguyen (90.+3).

«Am Ende freuen wir uns über den Sieg», sagte Krumbiegel, «wir haben aber auch gesehen, dass wir noch einiges zu arbeiten haben bis zur WM.» Es sei noch einiges zu tun. «Ich denke schon, dass es in den Köpfen auch ein bisschen verankert ist», sagte die 22-Jährige über die Konkurrenzsituation im Team. Von den Spielerinnen aus der zweiten Reihe müssen einige noch um ihr WM-Ticket kämpfen.

Spielerinnen des FC Bayern fehlten

Voss-Tecklenburg hatte in Torhüterin Merle Frohms und Lena Lattwein nur zwei Wolfsburgerinnen in der Startelf und – wie angekündigt – keine Spielerin des FC Bayern. Nach dem Streit zwischen dem DFB und dem Münchner Club um deren spätere Anreise wollte die Bundestrainerin «keine Risiken eingehen», weil die Bayern-Asse um Lena Magull und Lea Schüller nach ihrem Urlaub erst am Freitag zum Nationalteam gestoßen waren. 

Geschont wurde auch Popp: Für den EM-Star vom VfL Wolfsburg gab die Hoffenheimer Stürmerin Melissa Kössler ihr Debüt in der Auswahl, konnte aber keine ihrer Chancen verwerten. Vor allem für Wackelkandidatinnen wie sie war es die große Chance, sich für eine WM-Teilnahme zu empfehlen. Nach dem letzten Testspiel gegen Sambia am 7. Juli (20.30 Uhr/ARD) in Fürth wird Voss-Tecklenburg ihr 23-köpfiges WM-Aufgebot benennen. Zuvor geht es in das zweite Trainingslager nach Herzogenaurach.  

Wie schon mit ihrem Siegtreffer beim 2:1 im November gegen Weltmeister USA tat sich Krumbiegel als Torschützin hervor: Die Hoffenheimerin verlängerte gleich zu Beginn per Hacke eine Hereingabe von Nicole Anyomi ins Netz. Doch wer auf weitere Tore gehofft in Durchgang eins hatte, wurde enttäuscht. Vor allem an der Frankfurterin Laura Freigang mit der Nummer 10 lief das Spiel ziemlich vorbei.

Nach der Pause kam unter anderem Chelsea-Profi Melanie Leupolz, die im vergangenen Jahr Mutter eines Jungen geworden war, fürs Mittelfeld. Sie fand aber ebenfalls kaum Lücken nach vorne. Freigang setzte kurz nach dem Wechsel den Ball am linken Pfosten vorbei – ansonsten tat sich die deutsche Auswahl weiter schwer. Vor und nach Minges 2:0 vergaben die Asiatinnen sogar noch zwei dicke Chancen, ehe sie doch noch jubeln durften.

Voss-Tecklenburg hat allerdings noch Zeit, um ihr Turnierteam zu formen. Am 11. Juli ist der Abflug zur WM, am 24. Juli geht es im ersten Gruppenspiel gegen Marokko. Kolumbien und Südkorea lauten die weiteren Vorrundengegner der DFB-Spielerinnen auf dem Weg zum erhofften dritten WM-Titel nach 2003 und 2007.

Ulrike John und David Joram, dpa