Nach Achterbahnfahrt: Basketballerinnen wollen nach Paris

Aus dem Nichts zu Olympia! Für Deutschlands Basketballerinnen ist dieser Traum plötzlich ganz nah.

Mit dem sensationellen Abschneiden bei der EM in Slowenien hat sich die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes völlig unerwartet einen Platz in einem der vier olympischen Qualifikations-Turniere im Februar des kommenden Jahres gesichert. Nach dem dramatischen 71:69 nach Verlängerung in der Platzierungsrunde gegen Tschechien flossen daher am Samstag in Ljubljana jede Menge Tränen der Freude.

«Ich habe keine Worte»

«Ich habe keine Worte, nur Emotionen», sagte Matchwinnerin Leonie Fiebich, die Deutschland 0,4 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit in die Verlängerung gerettet hatte. «Das war der größte Wurf, den ich in meiner Karriere getroffen habe», sagte die 23-Jährige, die in dieser Saison mit Saragossa immerhin den spanischen Pokal gewann und zur wertvollsten Spielerin der Liga gekürt wurde. In der Verlängerung machte Fiebich dann auch noch mit zwei verwandelten Freiwürfen den Sieg perfekt. «Es ist einfach unglaublich, was wir hier als Mannschaft geschafft haben.»

Und eine Teilnahme an den Sommerspielen in Paris im kommenden Jahr ist plötzlich in der Tat sehr realistisch. Denn von den 16 Teams, die an den vier Qualifikations-Turnieren teilnehmen, sichern sich zwölf das Ticket für Olympia. «So nah war eine deutsche Damen-Mannschaft noch nie an Olympia dran», sagte auch DBB-Präsident Ingo Weiss begeistert.

Der Verband, der die Basketballerinnen viele Jahre sträflich vernachlässigt hatte, sieht sich in seiner Strategie bestärkt, nun auf die Frauen und Mädchen zu setzen. 2025 findet die Universiade mit Basketball an Rhein und Ruhr statt, 2026 ist Berlin Austragungsort der Weltmeisterschaft. «Es ist phänomenal, was die Mädels hier geleistet habe. Das geht alles viel schneller, als wir gedacht haben», sagte Weiss, der sich nun zumindest auch bemühen möchte, eines der vier Turniere vor Olympia nach Deutschland zu holen. «Wir werden uns die Bewerbungsunterlagen auf jeden Fall anschauen», sagte Weiss der dpa.

Emotionale Bundestrainerin

Doch zunächst sollte in der slowenischen Hauptstadt ausgiebig gefeiert werden. Auch Bundestrainerin Lisa Thomaidis war nach der dramatischen Partie gegen Tschechien emotional. «Das sind unglaubliche Frauen», sagte Thomaidis in der Pressekonferenz, ehe ihr die Tränen kamen. «Ich war noch nie Teil einer solchen Achterbahnfahrt. Mir sind bereits ein paar neue graue Haare gewachsen.»

Mit Kanada war die 50-Jährige bereits dreimal bei Sommerspielen dabei. Doch der unverhoffte Erfolg mit dem deutschen Team, das erstmals seit zwölf Jahren überhaupt wieder bei einer EM dabei und für das sie erst seit Kurzem verantwortlich ist, rührte die erfahrene Trainerin ganz besonders. «Ich bin so beeindruckt vom Team, sie sind so offen für alles. Fürs Coaching, für neue Ideen», sagte Thomaidis.

Glückwünsche kamen auch von Deutschlands bester Basketballerin Satou Sabally, die in Slowenien fehlt, weil sie derzeit in der WNBA in Nordamerika spielt. «Richtig geil», sagte die Spielerin der Dallas Wings und kündigte an, im kommenden Jahr für Deutschland spielen zu wollen. «Ich freue mich auch, beim nächsten Mal dabei zu sein.»

Lars Reinefeld, dpa