Hertha greift durch: Gersbeck «bis auf Weiteres» suspendiert

Ein nächtlicher Streit in Österreich hat Hoffnungsträger Marius Gersbeck bei Hertha BSC zum Problemfall gemacht. Der Fußball-Zweitligist suspendierte seinen Torwart «bis auf Weiteres». Das teilte der Club mit. Die Berliner reagierten damit auf die Vorfälle am Wochenende im Trainingslager in Zell am See in Österreich.

«Aufgrund der polizeilichen Ermittlungen gegen unseren Spieler Marius Gersbeck haben wir uns entschieden, Marius bis auf Weiteres vom Mannschaftstraining zu suspendieren. Darüber hinaus hat er sich unerlaubt vom Team-Hotel entfernt», wurde Geschäftsführer Thomas Herrich in einer Club-Mitteilung zitiert.

Die Entscheidung hätten Herrich und Sportdirektor Benjamin Weber getroffen, hieß es. «Grund für die Suspendierung ist der vorgeworfene Sachverhalt im Rahmen des Trainingslagers in Zell am See/Österreich», teilte die Hertha weiter mit. Gersbeck müsse sich vorerst individuell fit halten. Der Torwart selbst oder sein Management haben sich bislang zu den Ereignissen nicht geäußert.

Gewalttätige Auseinandersetzung in den Morgenstunden

Die Landespolizeidirektion Salzburg hatte am Sonntag von einer gewalttätigen Auseinandersetzung in Zell am See in den frühen Morgenstunden berichtet. Dabei soll ein 28-Jähriger einem 22-Jährigen Verletzungen zugefügt haben, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. Der 28-Jährige sei daraufhin von der Polizei vernommen worden, machte aber keine Aussagen zum Sachverhalt, wie ein Sprecher der Polizeidirektion Salzburg der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Die Hertha hatte zuvor polizeiliche Ermittlungen gegen einen Spieler bestätigt, den Namen Gersbecks zunächst aber nicht genannt.

Der gebürtige Berliner Gersbeck war in diesem Sommer für 300.000 Euro vom Karlsruher SC zu seinem Jugendverein zurückgeholt worden. Er galt wegen seiner engen Kontakte in die Fan-Szene als mögliche Identifikationsfigur für den sogenannten Hertha-Weg, mit dem der Bundesliga-Absteiger aus der sportlichen und wirtschaftlichen Krise kommen will.

Gersbeck in Testspielen zuletzt teilweise Kapitän

In Testspielen war Gersbeck, der als Jugendlicher regelmäßig als Fan in der Ostkurve des Olympiastadions stand, zuletzt teilweise Kapitän gewesen. Er galt auch als potenzielle Nummer eins für die anstehende Saison in der 2. Liga. Im Trainingslager musste er zuletzt wegen einer Fingerverletzung pausieren.

Die Suspendierung hat für Trainer Pal Dardai auch sportliche Folgen. Knapp zwei Wochen vor dem Saisonstart mit dem schweren Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf am 29. Juli (20.30 Uhr/Sky/Sport1) wird die sich gerade herausbildende Torwart-Hierarchie wieder neu sortiert. Tjark Ernst könnte ein Nutznießer sein, denn das Gersbeck schnell zurückkehrt, erscheint derzeit undenkbar. Möglicherweise nimmt die Hertha auch Abstand von einem Transfer der bisherigen Nummer eins Oliver Christensen, der eigentlich aus wirtschaftlichen Gründen angestrebt wurde.

Zuvor hatte Dardai noch Gelassenheit demonstriert. Zu ihrer Regenerationseinheit kamen die Profis mit dem Fahrrad ins Alois Latini Stadion in Zell am See. Die Idylle der österreichischen Berge ließ keinen Rückschluss auf Ärger zu. Unter dem Kommando des entspannt wirkenden Trainers wurde die Einheit gut eine Stunde lang routiniert abgespult, dann folgte ein freier Nachmittag im Trainingslager. Das erneute Rumoren hinter den Kulissen war nicht zu spüren, letztlich aber nicht zu kaschieren. Das machte die Suspendierung Gersbecks am Abend deutlich.

Arne Richter und Christoph Lother, dpa