Coe möchte Leichtathletik-Verband weiter führen

Sebastian Coe hat vor seiner erwarteten Wiederwahl als Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes offen gelassen, ob er die Nachfolge von Thomas Bach als Chef des Internationalen Olympischen Komitees anstrebt.

Der 66 Jahre alte Brite ist am Donnerstag beim Kongress des Weltverbandes vor der WM in Budapest der einzige Kandidat für das Amt des Präsidenten. Coe führt den Verband seit 2015 und kann letztmalig für weitere vier Jahre bis 2027 gewählt werden. Dies gilt als Formalie.

Der zweimalige 1500-Meter-Olympiasieger und Organisationschef der Olympischen Sommerspiele 2012 in London äußerte sich jüngst in einem Interview des «Spiegel» nicht zu seinen mittelfristigen Plänen. Die letzte Amtszeit des deutschen IOC-Präsidenten Bach endet 2025. «Das können Sie mir jetzt glauben oder nicht – ich habe mich bislang mit dem Thema noch nicht beschäftigt», sagte Coe. «Mein ganzer Fokus gilt der kommenden WM, die ein großer Erfolg werden muss. Wenn die vorbei ist, kann ich mir Gedanken machen, wie das nächste Kapitel aussehen wird.» Die Leichtathletik-WM beginnt am Samstag dauert bis zum 27. August.

«Wahrscheinlich würde ich eine solche Aufgabe genauso angehen wie derzeit meinen Job bei World Athletics, mit eigenem Kopf», sagte Coe über das Amt des IOC-Chefs. «Es ist wichtig, autonom und unabhängig zu bleiben und sich stets zu vergegenwärtigen, dass der Sport so viel wichtiger ist als die Frage, wie der Medaillenspiegel aussieht.» Das IOC habe das Potenzial, eine außergewöhnliche Organisation zu sein, betonte Coe, der dem Komitee seit drei Jahren angehört.

Der einstige Weltrekordläufer blickte in dem Gespräch aber auch auf die mittelfristige Entwicklung der Leichtathletik. 2026 sei ein Jahr ohne WM und Olympia, sodass es möglich sei, einige neue Dinge auszuprobieren. «Was genau, kann ich noch nicht sagen, aber ich denke, wir müssen schneller werden, verständlicher, offener für Technologie.» Seine Sportart sei viel zu konservativ, räumte Coe ein und nannte die anstehende neuntägige WM mit drei- bis vierstündigen Veranstaltungen als Beispiel. «So was schauen sich doch nur noch Puristen wie ich an», sagte Coe.