Der deutsche Zehnkampf-Rekordhalter Leo Neugebauer sieht den Weg in die Weltspitze über die USA nicht für jeden als geeignet an. «Viele Leute schauen mich an, Amerika, so cool, da muss ich hingehen. Aber es gibt so viele Beispiele, bei denen es nicht funktioniert hat», sagte er vor dem Abschluss der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest.
Neugebauer, der beim WM-Zehnkampf nach der Halbzeit-Führung am Ende Fünfter wurde, studiert an einer der Leichtathletik-Hochburgen Amerikas, der University of Texas in Austin, mit einem Vollstipendium Wirtschaftswissenschaften. Bei perfekten Bedingungen: Sie seien «fast besser als für einen Profi», sagte Neugebauer.
Neugebauer mit neuer deutscher Bestmarke
«Ich habe einfach sehr viel Glück gehabt. Ich bin am perfekten Ort für mich gelandet», sagte der 23-Jährige, der im Juni die fast vier Jahrzehnte alte deutsche Bestmarke von Zehnkampf-Legende Jürgen Hingsen verbesserte. «Bei mir hat alles top gepasst. Die Chance, dass alles perfekt passt, ist sehr gering. Jeder hat seinen eigenen Weg, für viele in Deutschland, für manche in Amerika. Das ist von Person zu Person unterschiedlich.»
Der Vizeweltmeister des Vorjahres, der Kanadier Pierce Lepage, holte sich diesmal mit der Weltjahresbestleistung von 8909 Punkten die Goldmedaille. Silber gewann dessen Landsmann und Olympiasieger Damian Warner mit 8804 Punkten, Bronze ging an Lindon Victor aus Grenada mit 8756 Zählern. Neugebauer erreichte beim zweitbesten Zehnkampf seiner Karriere 8645 Punkte. Man müsse sich von Medaillenerwartungen freimachen, sagte er. Das müsse er als Athlet lernen.
Neugebauer fand die Feier auch ohne Medaille «geil» und spürte den Wettkampf am Tag danach. «Der Körper ist ziemlich müde. Er spürt definitiv, dass da ein bisschen Belastung da war», sagte er. «Nach dem Zehnkampf hat man immer so ein Gefühl, als käme man so von einem Krieg zurück, weil man in so einem Battle mit den ganzen Jungs da war.»