Nervenprobe bestanden, Olympia-Chance gewahrt – am Ende des kniffligen Kraftakts herrschte im Deutschland-Achter große Erleichterung. Dank eines couragierten Auftritts im Hoffnungslauf der Ruder-WM blieb dem DRV-Paradeboot ein Knockout vorerst erspart.
Mit dem zweiten Platz knapp hinter Rumänien gelang der Einzug in den Endlauf, in dem am Sonntag fünf Startplätze für Paris 2024 vergeben werden. Sabine Tschäge schien wie von schweren Lasten befreit: «Es war viel Druck da, diese erste Hürde zu nehmen», bekannte die Achter-Trainerin und attestierte ihrem Team deutliche Fortschritte: «Das war viel, viel besser und sollte Selbstvertrauen geben. Jetzt sammeln wir unsere Kräfte für Sonntag. Dann geht es um die Wurst.»
Anders als beim verhaltenen Auftritt am Dienstag im Vorlauf wagte die Crew um Schlagmann Mattes Schönherr einen schnellen Start, übernahm früh die Führung und lag noch kurz vor dem Ziel vorn. Dass die Rumänen mit einem starken Schlussspurt noch vorbeizogen, konnte den positiven Eindruck nur bedingt trüben. «Heute hat sich die Mannschaft ein Herz gefasst und den Gegnern das Rennen aufgezwungen. Am Sonntag wollen wir den gleichen Elan und Willen zeigen», sagte Steuermann Jonas Wiesen voller Hoffnung auf einen gelungenen WM-Showdown.
«Die richtige Aufgabe kommt noch»
Einen schwierigen Kampf um zwei weitere Paris-Tickets bei der Nachqualifikation im kommenden Jahr wollen sich alle Beteiligten unbedingt ersparen. Schon mit Platz fünf wäre ein Szenario wie zuletzt 2000 in Sydney vorzeitig abgewendet, als Olympische Spiele letztmals ohne das populärste deutsche Ruderboot stattfanden. «Jetzt dürfen wir uns nicht zu sehr freuen», warnte Schlagmann Mattes Schönherr bei allem Stolz über den guten Auftritt, «das war erst die Pflicht. Die richtige Aufgabe kommt noch. Mit uns ist zu rechnen.»
Anders als der Achter kann Oliver Zeidler nach seinem Sieg im Halbfinale bereits sicher für Paris planen. Wie schon in den beiden bisherigen Rennen an der Ada Ciganlija präsentierte sich der 27 Jahre alte Titelverteidiger erneut in blendender Form. Selbst Olympiasieger Stefanos Ntouskos (Griechenland) musste dem hohen Tempo des deutschen Skiff-Meisters Tribut zollen und sich am Ende mit einer guten Bootslänge Rückstand geschlagen geben.
Zeidler möchte WM-Titel im Einer verteidigen
Damit geht der zweifache Weltmeister (2019/2022) aus München als Favorit in den Endlauf. «Ich habe gemacht, was notwendig war und das Rennen von vorn kontrolliert», sagte Zeidler. Ermutigt durch den bisherigen WM-Verlauf gab er das Ziel vor: «Jetzt möchte ich natürlich den WM-Titel verteidigen.»
Zur Zitterpartie wird die Olympiaqualifikation dagegen für Alexandra Föster. Nach ihrem vierten Platz findet das Einer-Finale ohne die 21-Jährige aus Meschede statt. Mit dem dritten Rang im B-Finale wäre sie jedoch sicher in Paris dabei.
Neben Föster verpasste auch der Männer-Doppelzweier und der Frauen-Achter den Finaleinzug. Damit ist die deutsche Ruderflotte in nur drei Endläufen der 14 olympischen Klassen vertreten. Selbst das eher bescheidene Vorhaben, sechs Boote bereits in Belgrad für die Olympischen Spiele zu qualifizieren, ist vor dem Finalwochenende in Gefahr.