Volleyballerinnen in Olympia-Quali Außenseiter

Die angeschlagenen deutschen Volleyballerinnen bekommen für das Olympia-Qualifikationsturnier unerwartete Unterstützung.

Und allzu viel Überzeugungsarbeit musste Bundestrainer Vital Heynen bei der eigentlich aus der Nationalmannschaft zurückgetretenen Diagonalspielerin Kimberly Drewniok offenbar auch nicht leisten. «Ich habe Kimmy gesagt: Wir brauchen etwas extra für die Mannschaft. Sie hat sich direkt bereiterklärt, das zu machen», sagte der Belgier in einer Medienrunde vor Beginn des Turniers in Polen.

Freude im deutschen Team

«Kimmy ist so positiv. Wir brauchen diese Energie», sagte der 54-Jährige. Auch die Spielerinnen freuen sich. «Wir haben sie gleich alle empfangen und noch mal danke gesagt», fügte Kapitänin Anna Pogany hinzu. «Wir wollen den Elan von ihr und uns mitnehmen.» Zuspielerin Sarah Straube vom Dresdner SC ist ebenfalls wieder mit dabei.

Gute Nachrichten kann das Team in jedem Falle gebrauchen. Die Heim-EM verlief enttäuschend, im Achtelfinale war Schluss. Dazu kamen die schweren Verletzungen von Hanna Orthmann und Anne Hölzig.

Kampf um ein Olympia-Ticket

In Polen werden nun zwei Olympia-Tickets vergeben. Hinter den USA, Italien und den Gastgeberinnen sind die Deutschen nur Außenseiterinnen. «Das ist angenehm. Wir sind Außenseiter. Wir können mal gucken», sagte Heynen. Alle Teams hätten Probleme, es gebe immer wieder unvorhersehbare Ergebnisse. «Wir müssen nur dafür sorgen, dass wir die positive Überraschung sind», sagte er.

Drewniok hatte ihre Karriere in der Nationalmannschaft im Mai eigentlich beendet, als eine von mehreren Spielerinnen in jungem Alter in den vergangenen Jahren. Die 26-Jährige spielt als Diagonale die aktuell wohl wichtigste Position im Welt-Volleyball.

Ohne Druck aber mit Einsatzzeiten

Zu viel Druck will ihr Heynen sportlich aber nicht machen. Drewniok habe in den letzten Monaten Krafttraining gemacht. «Aber ihr fehlt der Spielrhythmus», sagte der Bundestrainer. Dafür brauche sie nun Einsatzzeiten. «Das Gefühl ist, dass das gut geht. Dass sie uns absolut helfen kann.» Sie solle das Team ein Stück weit mit tragen.

Heynen hat auch in Bezug auf den Rest der Spielerinnen ein gutes Gefühl. «Wir trainieren klar besser als vor der EM», sagte er über die Vorbereitung in Kienbaum. «Die Mannschaft ist mit dem Kopf besser dabei.» Diesen Eindruck bestätigt Pogany. «Wir haben uns zusammengesetzt und Punkte besprochen, die wir verändern wollen», sagte sie. «Es bringt nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Es ist ein neues Turnier.» Im Training habe man sich wieder Selbstvertrauen erarbeitet. Vor allem das Spiel in Drucksituationen stand im Fokus, erklärte Heynen.

Qualifikation auch über Weltrangliste möglich

Zum Auftakt geht es am Samstag in Lodz gegen Thailand (14.30 Uhr/VBTV). Alle Teams der Achtergruppe spielen einmal gegeneinander. Die drei großen Gegner kommen für Deutschland am Ende. Auch wenn es angesichts der Konkurrenz schwer wird, eines der beiden Tickets für Paris 2024 zu ergattern, zählt jedes Spiel für die Weltrangliste. Und über die werden im kommenden Juni nach der Vorrunde der Nationenliga die letzten fünf Olympia-Startplätze vergeben.

Aktuell steht Deutschland auf Rang zwölf, Platz zehn müsste es wohl werden. Der Rückstand macht Heynen angesichts von 19 ausstehenden Spielen, die für die Rangliste zählen, noch keine Sorgen. «Die Schritte sind ganz schnell», sagte er. «Aber du musst die Gegner schlagen.»

David Langenbein, dpa