Kanes Wiesn-Prosit nach dem Dreierpack

Harry Kane lächelte mit dem Maßkrug in der Hand. Bejubelt von einer kleinen Fan-Schar posierte der fesch in Lederhose und Trachtenjacke gekleidete 100-Millionen-Euro-Stürmer des FC Bayern bei seiner Wiesn-Premiere zufrieden an der Seite von Manuel Neuer.

«Ich will so viel wie möglich von dem Fest aufsaugen», sagte der neue Superstürmer der Fußball-Bundesliga nach seiner Baller-Show beim 7:0 gegen den VfL Bochum. «Ich bin stolz, das ist ein besonderer Tag. Mein erster Dreierpack für den FC Bayern und das auch noch vor unseren Fans – so müssen wir weitermachen.» Der 30 Jahre alte Engländer ließ sich umringt von vielen Marienkäfer-Luftballons eine Brezn schmecken.

Wie zuletzt vor acht Jahren unter Pep Guardiola feierten die Bayern-Stars wieder mal nach einem Sieg im Promi-Zelt. «Von der ersten bis zur letzten Minute Vollgas. Nach fünf Minuten hat man gesehen, die Mannschaft will unbedingt ein schönes Oktoberfest haben», sagte Ehrenpräsident Uli Hoeneß selig: «Wenn man so gut spielt, dann kann man auch feiern.» 

Bester Laune und mit Trachtenhut führte Trainer Thomas Tuchel sein Ensemble auf dem Weg in Käfers Wiesn-Schänke an. «Leckeres Essen ist immer gut, und traditionelles Essen ist herzlich willkommen», sagte Tuchel, der im Alltag alles andere als ein Bier-Fan ist. «Ich finde schon was, die füllen mir schon was rein in den Maßkrug», scherzte der 50 Jahre alte Asket. Im ZDF verriet er sein persönliches Motto bei der Wiesn-Premiere als Bayern-Coach: «Die Lederhose liegt bereit, die schnallen wir uns an – und dann Augen zu und durch.»

Spaß im Festzelt

Aus dem Festzelt klang am Mittag schnell der Evergreen «Ein Prosit der Gemütlichkeit». «Wir waren sehr zufrieden mit unserem Spiel. Und dementsprechend werden wir auch die Krüge nach oben tun», kündigte Oktoberfest-Kenner Thomas Müller an. Der Nationalspieler forderte einen «gemäßigten» Nachmittag ein. «Mit Auge, weil wir ja in zwei Tagen wieder spielen.» Am Dienstag geht’s im Pokal bei Drittligist Preußen Münster weiter. 

Tuchel lachte beim traditionellen Erinnerungsfoto mit der Bavaria-Statue im Hintergrund und dem Bierkrug in der Hand. Der Auftritt mit viel Esprit gegen Bochum hatte seine Laune spürbar gehoben.«Wir haben es einfach aussehen lassen. Das war dem geschuldet, dass wir die kleinen Sachen richtig fleißig und aufmerksam gemacht haben», sagte der Coach. 

Das will Patron Hoeneß gerne konstant sehen. «Man kann erwarten mit dem Kader, den wir haben, dass man so einen Fußball zelebriert – und das war Fußball von allerhöchster Qualität», sagte der 71-Jährige. Der Vereinspatron kehrte kurz nach der Mannschaft auf der Theresienwiese ein. Außer Kane verzückten Eric Maxim Choupo-Moting, Matthijs de Ligt, Leroy Sané und schon wieder Topjoker Mathys Tel die Fans gegen Bochum mit Toren. 

Der Serienmeister konnte als Spitzenreiter auf das Volksfest marschieren. Sportdirektor Christoph Freund sprach von einem «perfekten Wiesnwochenende». Ein Bierzelt-Besuch sei «für die Kameradschaft wichtig, für das Teamgefüge». Ob Torjäger Kane auch Oktoberfest kann? «Schauen wir mal. Das ist sicher eine neue Erfahrung für ihn», bemerkte Freund.

Kane und die engen Haferlschuhe

An die «ganz schön engen» Haferlschuhe muss sich Kane nach eigener Auskunft noch gewöhnen. In Fußballschuhen trifft der 30-Jährige gerade fast nach Belieben. Ein Jahr nach dem missglückten Experiment ohne eine namhafte Nummer 9 im Angriffszentrum hat der FC Bayern wieder einen echten Nachfolger von Ex-Weltfußballer Robert Lewandowski. 

Bereits sieben Treffer nach fünf Liga-Spielen für seinen neuen Verein hat Kane auf dem Konto. Der Bundesliga-Rekordeinkauf verbesserte damit einen Club-Rekord. Nach ihren ersten fünf Spielen im Bayern-Dress waren bislang Gerd Müller, Miroslav Klose und Mario Mandzukic mit fünf Toren die Besten. 

«Er trifft, er hat Assists und spielt schnörkellos. Er zeigt Persönlichkeit – und Verantwortung nimmt er auch noch. Job done», sagte Tuchel über Kane. Mit seinen überraschenden Umstellungen – unter anderem standen Choupo-Moting und de Ligt in der Startelf – hatte der Trainer Erfolg. «Eine Eins», gab’s dafür von Präsident Herbert Hainer, der an einem «stimmungsvollen Nachmittag» gerne einen kräftigen Schluck aus dem Maßkrug nahm. Er machte sich keine Sorgen um eine ausschweifende Party. «Ich denke, die wissen alle, dass sie in den nächsten Tagen wieder spielen müssen und insofern reißen sie sich zusammen.»

Von Christian Kunz und Sabina Crisan, dpa