Über Rio nach Paris: Volleyballer spielen um Olympia

Nach einem Sommer der Enttäuschungen suchen die deutschen Volleyballer ihr olympisches Glück im Schatten des Zuckerhuts.

In Rio de Janeiro kämpft das Team von Bundestrainer Michal Winiarski von Samstag an um ein Ticket für die Spiele in Paris, trotz starker Gegner ist die Hoffnung der Schmetterkünstler ungebrochen. «Die Sehnsucht ist extrem groß, sich für Olympia zu qualifizieren», sagt Kapitän Lukas Kampa. Die verpatzte Nations League und das frühe EM-Aus haben den Erfolgshunger der zuletzt gebeutelten Auswahl nur bestärkt.

«Alles ist möglich»

«Alles ist möglich», versichert Coach Winiarski, auch wenn fünf der sieben Gegner beim Qualifikationsturnier in der Weltrangliste vor der deutschen Mannschaft notiert sind. Klare Favoriten sind Weltmeister Italien und Gastgeber Brasilien, aber auch gegen Auftaktgegner Iran und Kuba könnte es eng werden. Zudem geht es gegen die Ukraine, Tschechien und Katar. Nur die zwei besten Teams des Turniers bekommen einen Platz bei Olympia.

«Der ganz große Teil von uns war noch nicht bei Olympischen Spielen. Da braucht keiner eine Extra-Motivation, um sich diesen Traum zu erfüllen», sagt Spielführer Kampa. Zuletzt schaffte es in London 2012 ein deutsches Team zu Sommerspielen. Für das Projekt Olympia kehrte sogar der 38 Jahre alte Ausnahmespieler Georg Grozer noch einmal zurück ins Team, konnte zuletzt bei der Europameisterschaft das Scheitern im Achtelfinale aber auch nicht verhindern.

Klare Forderung von Kampa

«Ich glaube, wir sind nach der EM cleverer und erfahrener. Ich glaube, dass wir in der Lage sind, von Beginn an besser zu spielen», sagt Chefcoach Winiarski. Aus dem bitteren 2:3 im K.o.-Spiel gegen die Niederländer und der eher durchwachsenen EM-Vorrunde leitet Kapitän Kampa eine klare Forderung an sein Team ab: «Wir müssen von Anfang an das Heft in die Hand nehmen.» Zu oft habe die DVV-Auswahl erst im dritten Satz ihren Motor gestartet, sagt der 36-Jährige.

Die mangelnde Konstanz und erhöhte Fehlerzahl dürfte auch in der enormen Belastung der Volleyballer in den vergangenen Monaten begründet liegen. «Es ist absurd, dass der Kalender so gestaltet ist», klagt Kampa über die atemlose Hatz von Turnier zu Turnier. So mancher seiner Mitspieler müsse deswegen wohl «auf die Pharmaindustrie zurückgreifen», lässt der Kapitän wissen – und meint ausdrücklich nur legale Hilfsmittel.

Sieben Spiele binnen neun Tagen

Doch es hilft nichts: In den sieben Spielen binnen neun Tagen muss sich die Nationalmannschaft mindestens Platz zwei im Achterfeld sichern, um nach Paris zu dürfen. Gelingt das nicht, bleibt nur noch der schwierige Weg über die Weltrangliste, der aktuell wenig aussichtsreich erscheint. 

Zuversicht ziehen die Volleyballer auch aus dem jüngsten WM-Märchen ihrer Basketball-Kollegen. «Wie realistisch war es, dass die Basketballer Weltmeister werden? Ich denke, es ist eine ähnliche Situation», sagt Lukas Kampa und stellt fest: «Ich würde es damit vergleichen, dass der Spirit im Team da ist, dass wir es schaffen können.»

Christian Hollmann und Stefan Tabeling, dpa