«Tut brutal weh»: Aus schockt Wolfsburgs-Frauen

Elf Wochen nach dem WM-Debakel in Australien stand Alexandra Popp ähnlich ratlos und den Tränen nahe vor der Kamera und fand kaum Worte für das Champions-League-Aus des VfL Wolfsburg.

«Das tut brutal weh», sagte die sichtlich geschockte DFB-Kapitänin nach dem 0:2 gegen Paris FC. Für den deutschen Frauenfußball ist dies ein weiterer herber Rückschlag. Der neue Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch erlebte im AOK-Stadion mit, dass selbst ein dekorierter Club wie Wolfsburg nun auf internationaler Ebene Probleme hat.

«Wir standen letzte Saison im Finale – und plötzlich bist du in der Gruppenphase nicht dabei», sagte Popp. Die Gruppen-Auslosung an diesem Freitag dürfte die VfL-Spielerinnen und -Verantwortlichen um Trainer Tommy Stroot und Manager Ralf Kellermann erneut schmerzen, ebenso wie die Auftaktspiele am 14. und 15. November. Dann sind aus deutscher Sicht nur der gesetzte Meister FC Bayern München und Eintracht Frankfurt vertreten.   

Lukrative Einnahmen verpasst

Durch das Aus vor 3747 Zuschauern im AOK-Stadion entgeht Wolfsburg nicht nur das Startgeld in Höhe von 400.000 Euro. Auch weitere Prämien werden in der Kasse fehlen: Rund 1,1 Millionen Euro hatte der Club in der vergangenen Europapokal-Saison eingestrichen. Pro Sieg gab es 50.000 Euro, dazu weitere Extragelder für das Erreichen von Viertel- und Halbfinale sowie 200.000 Euro als Verlierer des Endspiels (2:3 gegen FC Barcelona).

2013 und 2014 hatten die VfL-Fußballerinnen in der Königsklasse triumphiert, seitdem waren sie immer unter den acht besten Teams in Europa. «Es ist eine riesige Enttäuschung da», sagte der Sportliche Leiter Kellermann der «Wolfsburger Allgemeine». Sein Club muss sich nun erst mal neu sortieren angesichts der fehlenden Champions-League-Spieltage: «Wir werden ein ganz anderes Programm haben. Weniger Reisetage, weniger Spiele.» 

Keine Dreifach-Belastung

Immerhin geht der Bundesliga-Tabellenführer nun ohne Dreifach-Belastung in den Rest der Saison, während der Dauerrivale FC Bayern damit zurechtkommen muss. Gleich am Sonntag (14.00 Uhr/MagentaSport und DAZN) ist der deutsche Vizemeister aus Niedersachsen im Bundesliga-Spitzenspiel gegen Verfolger TSG 1899 Hoffenheim gefordert.

«Man kommt nach Wolfsburg, um große Titel zu gewinnen und große Spiele zu spielen, auch große Wettbewerbe zu spielen. Dass man das dieses Jahr nicht geschafft hat, tut einfach unfassbar weh», klagte die niederländische Nationalspielerin Dominique Janssen, die gegen Paris auch noch einen Elfmeter verschossen hatte. Stroot resümierte mit leerem Blick: «Eine große Niederlage für uns alle, die wir jetzt erst mal verdauen müssen.»

Popp und ihren DFB-Kolleginnen wie Lena Oberdorf, Kathrin Hendrich, Lena Lattwein und Marina Hegering dient das Aus quasi als Blaupause für ihre ähnlich schwierige Situation in der DFB-Auswahl, die um die Olympia-Qualifikation bangt. «Vielleicht ist es gerade einfach zu wenig. Wir müssen einfach dran arbeiten, konstanter zu sein», sagte Deutschlands «Fußballerin des Jahres» über ihren VfL.

Von Ulrike John und David Joram, dpa