Die Füchse Berlin haben gegen Rekordmeister THW Kiel erstmals in dieser Saison eine Niederlage in der Handball-Bundesliga kassiert und müssen nun um ihre Tabellenführung zittern.
Die Hauptstädter verloren beim Titelverteidiger 26:30 (10:14) und können noch am Abend vom SC Magdeburg von der Spitzenposition verdrängt werden. «Wir haben nicht die Lücken gefunden und waren sehr fehlerhaft im Spiel nach vorne», sagte Füchse-Coach Jaron Siewert.
Für die Kieler war es wenige Tage nach dem Debakel in der Champions League und dem verbalen Rundumschlag von Kreisläufer Hendrik Pekeler ein wichtiger Stimmungsaufheller, der die Gemüter an der Förde wieder etwas milder stimmen dürfte. Beste Werfer waren mit je neun Toren Domagoj Duvnjak für den THW und Mathias Gidsel für die Füchse. «Er ist extrem wichtig. Er strahlt die THW-DNA aus», lobte THW-Trainer Filip Jicha Duvnjak.
Trotz einiger Rückschläge und dem schwächsten Bundesliga-Start seit 21 Jahren hält sich der Mythos THW noch zusammen. Mit dem Sieg gegen die Füchse wahrten die Norddeutschen ihre Titelchancen. Kiel hat zwar bereits mehr Minuspunkte als am Saisonende der vergangenen Spielzeit, 21 Spieltage stehen aber noch aus.
Kiel zeigt anderes Gesicht
10 285 Handball-Fans erlebten in der ausverkauften Kieler Arena ein emotionales Topspiel – und einen nervösen Start beider Mannschaften, die sich viele einfache Ballverluste leisteten. Dem THW war vor den Augen von Bundestrainer Alfred Gislason anzumerken, dass er die Königsklassen-Schmach gegen Aalborg schnell vergessen machen wollte. Jeder gewonnene Zweikampf wurde frenetisch gefeiert. «Jeder Zuschauer konnte sehen, dass wir von der ersten Sekunde da und aggressiv waren. Unsere Abwehr stand überragend. Ich bin insgesamt überglücklich», analysierte Duvnjak.
Dass die Hausherren zunächst am herausragenden Füchse-Keeper Dejan Milosavljev verzweifelten, wirkte sich nicht auf das Ergebnis aus. Denn den Gästen unterliefen ungewohnt viele Fehler. Kiel verteidigte leidenschaftlich. «Man sieht heute, dass wir ein anderes Gesicht zeigen. Wir ackern in der Abwehr und vorn haben wir gute Lösungen», sagte THW-Kreisläufer Patrick Wiencek über die Vier-Tore-Führung zur Pause.
Auf Bellahcene ist Verlass
Das Intensitätslevel blieb auch in der zweiten Halbzeit hoch. Nun häuften sich auch im Kieler Spiel die technischen Fehler und die anfangs sicher stehende Abwehr offenbarte zunehmend Lücken. In der 42. Minute verkürzten die Gäste auf 19:20. Als das Spiel zu kippen drohte, konnten sich die Kieler auf Torhüter Samir Bellahcene verlassen.
Nach der Leistungssteigerung der Füchse entwickelte sich ein Handball-Krimi auf Augenhöhe. Berlins Routinier Hans Lindberg zeigte allerdings ungewohnte Schwächen vom Siebenmeter-Punkt und vergab gleich zweimal. In einer hektischen Schlussphase verschoben sich die Kräfteverhältnisse nicht mehr. Kiel verwaltete seinen Vorsprung und kann inmitten der sportlichen Krise ein wenig aufatmen.