Bayern lassen sich nicht von Hoeneß ärgern: Kanes Blitztor

Die weihnachtliche Lichter-Show nach ihrem Topspiel-Statement konnten die mal wieder von Doppelpacker Harry Kane angeführten Bayern nach dem letzten Heimspiel des Jahres genießen.

Auch arg dezimiert ließ der deutsche Serienmeister Tabellenführer Bayer Leverkusen nicht enteilen. Die Münchner beherrschten in der Allianz Arena beim 3:0 (1:0) auch ohne die erkrankten Nationalspieler Joshua Kimmich und Leon Goretzka in der Bundesliga die Höhenflieger des VfB Stuttgart – und das von der ersten bis zur letzten Spielminute.

«Es war wahrscheinlich unsere beste Saisonleistung», sagte Kane beim Streamingdienst DAZN: «Wir hatten wirklich eine gute Intensität. Wir haben gezeigt, wie dominant wir in einem großen Spiel sein können.» Der Engländer war mal wieder der Matchwinner. Nach der Mini-Flaute von drei Pflichtspielen ohne eigenen Treffer erzielte der 30-Jährige in der 2. und 55. Minute seine Saisontore 19 und 20. «Es ist schön, wenn ich dem Team mit meinen Toren helfen kann», sagte Kane. Neben dem herausragenden Mittelstürmer traf erstmals im Bayern-Trikot der ebenfalls starke Südkoreaner Minjae Kim (63.).

Hoeneß: «Enttäuscht von unserer Leistung»

Auf der Tribüne der Allianz Arena jubelte und frohlockte auch Bayern-Patron Uli Hoeneß. Der von seinem Neffen Sebastian Hoeneß trainierte VfB kam vor 75.000 Zuschauern nie ans zuletzt gezeigte Topniveau heran. «Das war ein gebrauchter Abend. Es ärgert uns, dass das gegen Bayern München passiert ist. Wir sind enttäuscht von unserer Leistung», sagte Sebastian Hoeneß. Zum Titelanwärter taugen die Schwaben noch nicht. Viel zu einfach fielen die Münchner Tore. Und auch nach vorn ging nichts. In 90 Minuten gab es keine klare Torchance, Manuel Neuer erlebte im Bayern-Tor einen angenehmen Abend.

Auf sieben Punkte war der Vorsprung der Leverkusener auf den Verfolger FC Bayern vor Spielbeginn angewachsen. Bayer hatte vor dem Anpfiff in München gegen Frankfurt mit 3:0 gewonnen. Also gegen exakt jene Eintracht, gegen welche die Bayern eine Woche zuvor eine heftige 1:5-Klatsche kassiert hatten. Aber gegen den VfB waren Kane und Co. wieder voll da.

«Das war alles andere als selbstverständlich», befand Trainer Thomas Tuchel rundum zufrieden. Seine Doppel-Sechs-Notlösung für Kimmich und Goretzka lautete Raphael Guerreiro und Youngster Aleksandar Pavlović. Sie ging auf. Eigengewächs Pavlović löste seine verantwortungsvolle Aufgabe vor der Abwehr sehr gut. Zudem trat er den Freistoß zum 2:0 und den Eckball zum 3:0.

In einer 4-2-2-2-Anordnung verdichtete Tuchel mit den mehr nach innen einrückenden Jamal Musiala und Leroy Sané zudem geschickt das Mittelfeldzentrum. Vor allem Musiala arbeitete intensiv defensiv und verzückte mit klugen Offensivpässen und Kunststücken am Ball.

Traumstart für Bayern

Hilfreich für die Münchner war im letzten Heimspiel des Jahres natürlich der Traumstart ins Spiel. Nach einem Ballverlust von Atakan Karazor setzte Müller den startenden Sané ein. Der Nationalspieler tanzte den vom FC Bayern an den VfB ausgeliehenen und aus seinem Tor herauslaufenden Alexander Nübel aus und bediente dann Kane. Der Engländer konnte den Ball locker einschieben. Die frühe Führung gab der umgebauten Bayern-Elf Sicherheit. «Es begann denkbar ungünstig», kommentierte Sebastian Hoeneß. «Ich muss sagen, das war eines der schlechtesten Spiele», sagte VfB-Torwart Nübel bei Sat.1. «Wir waren nicht mutig und sind nicht in die Zweikämpfe gekommen, in der Restverteidigung war es schlampig.»

Für die Gäste war das frühe Gegentor ein echter Wirkungstreffer. Topstürmer Serhou Guirassy (16 Saisontreffer) war abgemeldet bei der Bayern-Verteidigung. Dem beim 0:1 schlecht aussehenden Nübel hatten es die Gäste zu verdanken, dass sie zumindest bis zum zweiten Kane-Treffer im Spiel blieben. Nübel parierte stark gegen Sané und Kane. Und zwei Tore von Kim (25.) und Müller (45.+2) kassierte der Video-Assistent wegen Abseits ein.

Auch nach der Pause gab es im Spitzenspiel nur ein Spitzenteam – die Bayern. Kollektiv wurde gegen den Ball gearbeitet – und mit Ball Stuttgart immer wieder in Bedrängnis gebracht. Die VfB-Abwehr war dazu bei den Münchner Standards nicht handlungsfähig.

Von Klaus Bergmann und Christian Kunz, dpa