Jetzt wartet das Mutterland des Darts-Sports. Nach einer fulminanten Vorweihnachtszeit kann das deutsche Quartett bei der WM im Alexandra Palace Geschichte schreiben.
Bisher ist Vorjahres-Halbfinalist Gabriel Clemens der einzige Deutsche, der je das Achtelfinale beim wichtigsten Turnier des Jahres erreicht hat. Diesmal haben in Clemens, Martin Schindler, Ricardo Pietreczko und Florian Hempel gleich vier Profis die Chance, ein Ticket für die Runde der letzten 16 zu lösen. Und sie alle fordern in London Lokalmatadoren aus England.
«Wie der deutsche Darts-Sport sich entwickelt und wie wir uns entwickeln, ist großartig. Für uns war der Support großartig. Die Stimmung war richtig toll und ich hoffe, dass wir das nach Weihnachten genauso erleben», sagte Schindler vor den deutsch-englischen Tagen im berühmten Ally Pally. Schon vor Weihnachten war der schwarz-rot-goldene Anteil hoch wie selten zuvor. Nach den Feiertagen fällt dieser erfahrungsgemäß noch höher aus.
Nah dran am Elite-Level
Der 27 Jahre alte Schindler selbst macht am Mittwoch (13.30 Uhr/Sport1 und DAZN) den Anfang und kann als Favorit mit einem Sieg gegen den ungesetzten Scott Williams vorlegen.
In England sind die Duelle mit den Deutschen angesichts von zwölf verbliebenen Startern und Teenie-Sensation Luke Littler (16) kaum ein Thema. Für das deutsche Quartett hingegen ist es eine riesige Chance, ein Jahr nach dem Halbfinal-Coup des Saarländers Clemens einen weiteren Meilenstein zu schaffen.
«Spieler wie Gabriel und Martin sind wirklich nah dran an diesem Elite-Level. Der erste Profi, der den Durchbruch schafft, wird von den vergangenen Jahren massiv profitieren», sagte PDC-Geschäftsführer Matthew Porter der Deutschen Presse-Agentur. Die Einschaltquoten und Zuschauerzahlen in den Arenen steigen in Deutschland seit Jahren. Und das ohne einen echten eigenen Star.
«Einfach nur Wahnsinn»
Schindler und Williams sowie Clemens und Englands Weltklasseprofi Dave Chisnall duellieren sich nacheinander am Mittwochnachmittag. Last-Minute-Qualifikant Florian Hempel fordert am Donnerstag (13.30 Uhr) Mitfavorit Stephen Bunting. Zum Abschluss treffen am Abend (21.30 Uhr) Topfavorit Luke Humphries und der deutsche Debütant Pietreczko, Spitzname Pikachu, aufeinander. Mit Ausnahme von Schindler sind die Deutschen Außenseiter, doch diese Rolle lag ihnen zuletzt häufiger. So auch bei der Team-WM, als Deutschland das Viertelfinale gegen England klar gewann.
TV-Experte Robert Marijanovic, der den Weg lange aktiv begleitet hat, ist begeistert. «Was Gabriel Clemens, Martin Schindler, Florian Hempel und Ricardo Pietreczko da im Alexandra Palace abreißen, ist einfach nur Wahnsinn! Das ist ein unglaublicher Moment für das deutsche Darts», sagte Marijanovic bei Sport1. Sechs von sieben Partien gewannen deutsche Profis vor der Weihnachtspause. Nur der nationale Qualifikant Dragutin Horvat unterlag direkt zum Auftakt.
Nur ein Deutscher blieb in London
Besondere Brisanz birgt das Duell zwischen Pietreczko und Humphries. Der 29 Jahre alte Nürnberger ist Deutschlands Senkrechtstarter des Jahres. Cool Hand Luke, wie Humphries genannt wird, ist der beste Profi der Saison und hat mehr als doppelt so viel Preisgeld eingespielt wie jeder andere Spieler. «Ich werde gucken, wie es läuft. Humphries ist genauso ein Gegner wie Callan Rydz», sagte Pietreczko.
Den Engländer Rydz hatte er am 23. Dezember mit 3:2 besiegt. Pietreczko ist der einzige Deutsche aus dem Quartett, der die Weihnachtstage in London verbracht hat. Clemens, Schindler und Hempel waren in die Heimat zurückgereist. Die drei Weihnachtstage und Silvester sind bei der WM traditionell spielfrei.