Handballer schwören sich auf Heim-EM ein

Die besinnlichen Weihnachtsfeiertage konnten für Alfred Gislason gar nicht schnell genug vorbeigehen. Zu groß ist die Vorfreude beim Handball-Bundestrainer auf die bevorstehende Europameisterschaft, bei der die DHB-Auswahl um die Medaillen mitspielen möchte.

«Ich freue mich, jetzt eine Heim-EM erleben zu können. Das ist etwas Besonderes und auch für mich eine neue Erfahrung», sagte Gislason der Deutschen Presse-Agentur. 

Der Countdown für das Mega-Event vom 10. bis 28. Januar in sechs deutschen Städten beginnt am Mittwoch, wenn der 64 Jahre alte Isländer seinen 19-köpfigen EM-Kader zu einem dreitägigen Lehrgang in Frankfurt am Main zusammenzieht. «Ich freue mich mehr auf diese Maßnahme als auf Weihnachten», hatte Gislason unmittelbar vor den Festtagen erklärt. 

Neben vier intensiven Trainingseinheiten stehen vor allem Teambuildingmaßnahmen auf der Agenda. «Die Tage sind sehr wichtig für uns. Da wird es nicht darum gehen, richtig Gas zu 
geben, sondern sich besser kennenzulernen. Es wird aber keinen Hokuspokus geben», sagte Gislason und fügte hinzu: «Ich erhoffe mir einiges davon. Wir werden allerdings erst später sehen, ob das sinnvoll war und etwas gebracht hat.» 

EM-Auftakt vor Weltrekord-Kulisse

DHB-Sportvorstand Axel Kromer ist zuversichtlich, «dass wir in den nächsten Tagen ein noch besseres Team-Gefühl entwickeln». Spätestens am 10. Januar muss die Mannschaft liefern, wenn in Düsseldorf der EM-Auftakt gegen die Schweiz vor der Weltrekord-Kulisse von über 50.000 Fans ansteht. Danach folgt der Umzug nach Berlin, wo Nordmazedonien und Rekord-Weltmeister Frankreich die weiteren Vorrundengegner sind. 

Der Bundestrainer setzt bei der Endrunde auch auf den Fan-Faktor. «Eine positive Stimmung auf den Rängen kann eine Mannschaft beflügeln», sagte Gislason. Davon geht auch Kromer aus. «Wir wissen von den Weltmeisterschaften 2007 und 2019, was für eine Mega-Euphorie das Publikum ins Land trägt. Wir freuen uns auf die Wochen, in denen der Handball besonders im Fokus stehen wird», sagte der 46-Jährige.

Gislason weiß allerdings auch, dass seine Schützlinge für eine Interaktion mit dem Publikum erst einmal in Vorleistung treten müssen: «Der Funke muss vom Parkett auf die Tribüne überspringen.» Damit dies gelingt, wird er zunächst in Frankfurt und dann ab dem Neujahrstag beim finalen Vorbereitungslehrgang in Brunsbüttel intensiv an den Abläufen feilen. 

Zwei Testspiele vor der EM

«Wir müssen beispielsweise nach dem Ausfall von Luca Witzke neue Mittelspieler einarbeiten. Insbesondere Marian Michalczik, der Anfang November gegen Ägypten nicht dabei war. Es geht aber auch darum, in der Abwehr für deutlich mehr Alternativen zu sorgen, damit wir nicht so abhängig davon sind, wie Johannes Golla und Julian Köster spielen. Das sind die ersten Schwerpunkte», verkündete Gislason.

Die letzten Testläufe absolviert das DHB-Team bei zwei Länderspielen gegen Portugal am 4. Januar in Flensburg und 6. Januar in Kiel. Bis dahin will Gislason mit jedem EM-Fahrer darüber sprechen, «was wir von ihm erwarten». 

Die Bereitschaft zu großen EM-Taten vor heimischer Kulisse hat er bei den Spielern schon in den Nominierungsgesprächen festgestellt. «Die Vorfreude ist bei allen sehr groß. Ich bin sicher, dass sie alles geben und gleichzeitig auch die Atmosphäre genießen werden», sagte Gislason und ergänzte: «Es ist etwas Großes für jeden, der dabei sein kann. Als Spieler erlebt man das nicht so oft.» Das gilt auch für den Bundestrainer.

Von Eric Dobias, dpa