Mit Gidsel zum Titel? – Dänemark will Durststrecke beenden

Dänemarks Handballer möchten sich nach drei WM-Triumphen in Serie endlich wieder Europas Krone aufsetzen – und bauen bei ihrer Gold-Mission auch auf Bundesliga-Star Mathias Gidsel.

Beim vorerst letzten EM-Titel der Dänen vor zwölf Jahren saß Gidsel als Halbwüchsiger vor dem TV, jetzt gehört der 24 Jahre alte Rückraumspieler vom European-League-Gewinner Füchse Berlin zu den großen Hoffnungsträgern im Team des ehemaligen Bundesligatrainers Nikolaj Jacobsen.

«Ich habe das Gefühl, dass ich derzeit den Handball meines Lebens spiele», sagte Gidsel kurz vor dem Endrundenauftakt dem dänischen Rundfunksender DR. Das will er im ersten Gruppenspiel gegen Tschechien an diesem Donnerstag (20.30 Uhr) in München gleich unter Beweis stellen.

Hanning traut Gidsel eine «tragende Rolle» zu

Bei den Füchsen Berlin ist der wertvollste Spieler und Torschützenkönig der Weltmeisterschaft 2023 längst zu einem Anführer herangereift. Mit seinen bisher 141 Toren in dieser Spielzeit hat Gidsel großen Anteil daran, dass der Hauptstadt-Club punktgleich mit Spitzenreiter SC Magdeburg auf dem zweiten Tabellenplatz liegt und vom ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte träumen darf.

Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning traut dem dynamischen und spielstarken Rückraumschützen auch in der dänischen Auswahl eine tragende Rolle zu. «Mathias Gidsel kann ein entscheidender Faktor auf dem Weg zum Titel werden. Er ist ein Spieler, der jedes Team besser macht und den Unterschied ausmachen kann», sagte Hanning der Deutschen Presse-Agentur.

Gidsel ist jedoch nur ein Mosaikstein im dänischen Starensemble um die mehrmaligen Welthandballer Niklas Landin und Mikkel Hansen, für den es die letzte EM sein könnte. «Ich bin Teil einer Nationalmannschaft, die über einige von Dänemarks besten Handballspielern aller Zeiten verfügt», betonte Gidsel bescheiden.

Seine Rolle im Nationalteam ist daher eine etwas andere als bei den Füchsen. «Im Moment soll er einfach Mathias sein und das tun, worin er am besten ist: wirklich guten Handball spielen und der frische Wind außerhalb des Spielfelds sein», sagte Nationalcoach Jacobsen bei DR Sport und fügte hinzu: «Er ist eindeutig Berlins bester Spieler, und es ist natürlich, dass er Verantwortung übernehmen möchte. Aber wir haben immer noch jede Menge erfahrene Kräfte in der Mannschaft, und es ist ihre Rolle, die Last zu tragen.»

«Drei vernünftige Spiele gemacht»

Mit einem 32:18-Kantersieg im letzten Testspiel gegen die Niederlande ballerten sich die Dänen für ihre Gold-Mission warm. Zuvor gab es ein 27:27 gegen Norwegen und ein 34:31 gegen Ägypten. «Wir haben drei vernünftige Spiele gemacht», bilanzierte Jacobsen zum Abschluss der Vorbereitung: «Am Donnerstag sind wir hoffentlich messerscharf.»

Um ihr Turnierziel machen seine Schützlinge kein Geheimnis. «Wir wollen die EURO zu 100 Prozent gewinnen, daran besteht kein Zweifel», sagte Rückraumspieler Simon Pytlick vom Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt. «Wir sind uns jedoch bewusst, dass es ein langer Weg ist, bis wir mit dem feinsten Metall um den Hals dastehen können.»

Geht es nach einem Superstar der Branche, dann führt am Weltmeister von 2019, 2021 und 2023 aber kein Weg vorbei. «Wenn du mich fragst, ist Dänemark glasklarer Favorit. Sie sollten die EM gewinnen. Etwas anderes wäre ein Fiasko für sie», sagte Norwegens Ausnahmespieler Sander Sagosen.

Von Eric Dobias und Steffen Trumpf, dpa