Tatjana Maria benötigte für das Weiterkommen erst einmal einen Quetschie, Laura Siegemund das beste Tennis ihrer Karriere. Die deutschen Damen sind bei den Australian Open weiter gut in Form. Mit großem Kampfgeist überstanden Maria und Siegemund in Melbourne ihre Auftakt-Partien und folgten Tamara Korpatsch in Runde zwei.
Von den deutschen Herren kämpfte sich nur Jan-Lennard Struff weiter. Der 33 Jahre alte Warsteiner rang vor stimmungsvoller Kulisse den Australier Rinky Hijikata mit 3:6, 6:3, 6:2, 6:7 (2:7), 7:6 (10:8) nieder. Struff verwandelte nach 3:58 Stunden seinen zweiten Matchball. Beim ersten Matchball hatte eine über den Platz fliegende Möwe Struff noch irritiert. Die deutsche Nummer zwei bekommt es jetzt mit dem Serben Miomir Kecmanovic zu tun.
In Daniel Altmaier, Yannick Hanfmann und Maximilian Marterer scheiterte ein Trio dagegen bereits in der ersten Runde. Hanfmann und Marterer waren bei ihren Niederlagen weitgehend ohne Chance. Altmaier zeigte gegen den an Nummer 15 gesetzten Russen Karen Chatschanow eine kämpferisch starke Leistung, musste sich nach etwas mehr als vier Stunden aber dennoch mit 7:5, 3:6, 6:7 (5:7), 6:7 (3:7) geschlagen geben.
Temperaturen von 30 Grad
Für Maria und Siegemund verlief es dagegen besser. Im heißen Melbourne mussten die beiden Routiniers bei Temperaturen von 30 Grad aber an ihre körperlichen Grenzen gehen. Maria (36) wurde gegen die Kolumbianerin Camila Osorio im zweiten Satz auf einmal schwindelig, eine Ärztin musste Puls und Atmung checken.
Zudem half der deutschen Nummer eins Kindernahrung wieder zu Kräften. «Ich brauchte unbedingt etwas zu essen. Das Einzige, was auf die Schnelle da war, war ein Quetschie, den mein Bruder für seine Kinder dabei hatte», erzählte Maria nach der Partie. Und der stark zuckerhaltige Snack half. Maria übernahm gegen Osorio im dritten Satz wieder das Kommando und entschied die Partie nach 2:52 Stunden doch noch mit 7:5, 6:7 (4:7), 6:4 für sich.
Danach lehnte sie sich völlig erschöpft ans Netz. «Mir ging es nicht gut. Inzwischen geht es aber wieder», sagte Maria, die es nun mit der Italienerin Jasmine Paolini zu tun bekommt.
Siegemund «super stolz»
Auch Siegemund stand rund drei Stunden lang in der Hitze auf dem Platz und musste alles aus sich rausholen, um die die an Nummer 17 gesetzte Russin Jekaterina Alexandrowa mit 6:2, 3:6, 7:6 (11:9) auszuschalten. «Ich bin super stolz, dass ich das Spiel gewonnen habe», sagte die 35 Jahre alte Schwäbin.
Siegemund startete stark und holte sich ohne große Probleme den ersten Satz. Danach hatte sie aber Schwierigkeiten mit ihrem Aufschlag und brachte im gesamten zweiten Satz nicht einmal ihr Service durch. Die Entscheidung fiel so im dritten Satz, wo Siegemund zunächst einem Rückstand hinterherlief. Die Nummer 78 der Welt gab aber nie auf und belohnte sich am Ende für eine große Willensleistung. Danach schrie sie ihre Freude laut heraus und sprang in die Luft.
«Ich habe das Gefühl, dass ich gerade das beste Tennis meiner Karriere spiele», sagte Siegemund, die nun auf die australische Qualifikantin Storm Hunter trifft. «Leider spüre ich an meinem Körper, dass ich schon ein paar Jahre auf dem Buckel habe», sagte die Doppelspezialistin, die sich eigentlich bereits im vergangenen Jahr aus dem Einzel hatte zurückziehen wollen.
Zverev und Kerber am Dienstag gefordert
Doch weil es dann so gut lief und auch der Start in die neue Saison vielversprechend war, «plane ich jetzt die komplette Saison mit Einzel und Doppel», sagte Siegemund. Ein Highlight sollen die Olympischen Spiele in Paris werden, wo Siegemund am liebsten zusammen mit Alexander Zverev im Mixed-Doppel spielen würde. «Wir wären eine richtig gefährliche Paarung. Da ist auf jeden Fall sehr viel Potenzial drin», sagte Siegemund.
Allerdings hat Zverev bislang angekündigt, in Paris mit Angelique Kerber spielen zu wollen. In Melbourne greift das deutsche Spitzenduo erst an diesem Dienstag ins Geschehen ein. Zverev trifft in der Night Session im deutschen Duell auf Dominik Koepfer, Kerber am frühen deutschen Morgen auf die Amerikanerin Danielle Collins.