König von Köln: Handball-Star Karabatic sagt «leise Adieu»

Handball-Legende Nikola Karabatic blieb bis zum Schluss. Als seine Mitspieler den Europameister-Titel mit einem ersten Sieger-Kölsch feierten, stand der 39-Jährige immer noch mit seiner Goldmedaille auf dem Parkett und posierte für Fotos.

Karabatics EM-Abschied endete so, wie fast immer seit seinem Nationalmannschaftsdebüt im Jahr 2002 – mit einem Titel. «Es fühlt sich nicht real an. Das ist doch einfach nur verrückt», sagte der Franzose völlig ungläubig nach dem 33:31-Finalthriller über Weltmeister Dänemark und sprach von «enormen Emotionen». Mit einem breiten Siegerlächeln stemmte Karabatic die goldene EM-Schale in die Luft, dann sang er die Marseillaise hingebungsvoll mit.

Mehr als 350 Länderspiele

Kein Nationalspieler steht so sehr für den Erfolg der französischen Handballer wie Karabatic. 13 bedeutende, internationale Titel holte die Équipe Tricolore in ihrer Verbandsgeschichte – sechs WM-Erfolge, vier EM-Trophäen und dreimal Olympiagold. Karabatic schrieb 11 dieser 13 Erfolgsgeschichten mit. Seit seinem Debüt im November 2002 absolvierte er mehr als 350 Länderspiele.

Nationaltrainer Guillaume Gille konnte daher nicht anders, als den König von Köln nach dem EM-Titel mit Lob zu überschütten. «Nikola hat eine unglaubliche Siegermentalität. Mit seinen vielen Goldmedaillen steht er allein da. Der Titel ist eine riesige Anerkennung für seine Arbeit und seine Fähigkeit, über all die Jahre dieses hohe Level zu halten», sagte Gille der Deutschen Presse-Agentur.

Ein großes Ziel im Sommer

Karabatic, der sich einst versprochen hatte, «der beste Handballer der Welt» zu werden, hat alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Im Sommer endet seine beeindruckende Karriere. «Es ist eine Befreiung, wenn man weiß, dass danach Schluss ist. Denn als Profisportler denkt man immer an das nächste Spiel, den nächsten Wettbewerb, man setzt sich selbst unter Druck», hatte Karabatic während der EM gesagt.

In diesen Tagen hat der Franzose einmal mehr Heldenstatus. «Ich will erst mal feiern, richtig feiern. Dann ist die Familie dran, dann Paris und ein paar Tage Ruhe», verriet der Handball-Oldie über seinen Zeitplan. Nach einem «leisen Adieu» gilt es, neue Kraft zu tanken für die letzte Mission der Karriere: Die Olympischen Spiele im eigenen Land sollen der krönende Abschluss werden. «Wir wissen, dass wir im Sommer noch ein großes Ziel haben. Frankreich wird hinter uns stehen», kündigte Karabatic an. 

Egal, wie das letzte Kapitel in seiner Karriere enden wird – Karabatic blickt zufrieden auf über zwei Jahrzehnte Handball zurück. Abschiedsschmerz verspürt er nicht, die Vorfreude auf mehr Zeit mit der Familie ist riesig. «Handball ist nicht mehr alles für mich», sagte Karabatic. Dann verschwand auch der Franzose in der Kabine und startete seine letzte EM-Party.

Von Jordan Raza und Eric Dobias, dpa