Für Rad-Star Mathieu van der Poel liegt bei der Cross-WM sein sechstes Regenbogentrikot zur Abholung bereit. Wenn am Sonntag die Titelkämpfe im tschechischen Tabor ihren Höhenpunkt finden, ist die Favoritenrolle so klar verteilt wie selten zuvor.
Mit 12 Siegen in 13 Rennen war der niederländische Alleskönner der überragende Fahrer in dieser Saison, nur beim Weltcup in Benidorm stand er nach einem Sturz nicht ganz oben auf dem Podium. Dazu verzichten seine beiden größten Rivalen Wout van Aert (Belgien) und Thomas Pidcock (Großbritannien) auf eine Teilnahme. Die deutschen Akteure gehen ohne große Medaillenambitionen in die WM.
«Ich will den nächsten Titel», kündigte van der Poel an. Am Regenbogentrikot hat er längst Gefallen gefunden, schließlich holte er sich im vergangenen Jahr bei der WM in Glasgow auch den Titel im Straßenrennen. Nur im Mountainbike will es noch nicht so recht klappen. Sowohl bei Olympia 2021 in Tokio als auch bei der WM 2023 musste er nach einem Sturz aufgeben. Bei Olympia in Paris will er einen weiteren Anlauf unternehmen.
Zunächst soll aber in Tabor der goldene Start in die Saison erfolgen. Dort, wo der Enkel des 2019 verstorbenen Tour-Stars Raymond Poulidor vor neun Jahren seinen ersten Titel geholt hatte. Gelingt das nächste Kunststück, dann wäre der Rekord des Belgiers Erik De Vlaeminck mit sieben Titeln zwischen 1966 und 1973 nicht mehr weit weg.
Dafür sollte sich van der Poel nicht anderweitig aus dem Konzept bringen lassen. Bei der Straßen-WM 2022 in Australien hatte der temperamentvolle Radstar nach einem Disput mit zwei Mädchen im Hotelflur die Nacht vor dem Rad-Showdown auf der Polizeiwache verbracht und später dann im Rennen entnervt aufgegeben.
Ende vergangenen Jahres ließ er sich beim Cross-Rennen in Hulst zu einer Spuck-Attacke in Richtung der Zuschauer hinreißen, nachdem er von diesen die ganze Zeit beleidigt worden war. «Ich habe genug von diesen Buh-Rufen», sagte der 29-Jährige, der 200 Schweizer Franken Strafe zahlen musste. Den Sieg nahm er trotzdem mit.