Gose sauer nach Silber: «Kriege so eine Chance nie wieder»

Isabel Gose war verzweifelt. Die so knapp verfehlte Goldmedaille in einem wahren Schwimm-Krimi sorgte bei der 21-Jährigen für Ärger und Tränen.

«Ich bin so sauer», sagte Gose nach ihrem zweiten Platz über 800 Meter Freistil. «Es ist so knapp. Ich kriege so eine Chance nie wieder», ergänzte sie in der Interviewzone im Aspire Dome. Wenige Minuten zuvor hatte sie die Winzigkeit von neun Hundertstelsekunden nach der italienischen Weltmeisterin Simona Quadarella angeschlagen. «Es ist einfach traurig», sagte Gose noch. Dann weinte sie.

Weil Ausnahmeschwimmerin Katie Ledecky aus den USA im Jahr der Olympischen Spiele auf eine WM-Teilnahme in Doha verzichtet, war der Kampf um Gold erstmals seit vielen Jahren offen. Seit 2013 hat die siebenmalige Olympiasiegerin Ledecky das 800-Meter-Rennen bei jeder WM gewonnen. Diesmal sah es lange so aus, als könnte Gose das Fehlen der 26-Jährigen für ihr erstes WM-Gold nutzen. Die gebürtige Berlinerin lag lange vorne, auch bei der letzten Wende führte sie noch. Am Ende spielte Quadarella aber doch noch ihre Stärke und Erfahrung aus.

Dritte WM-Medaille für Gose

Goses Magdeburger Trainer Bernd Berkhahn fieberte emotional neben dem Becken mit. Als Gose nach 8:17,53 Minuten anschlug und feststand, dass es nicht für den Titel reichte, war auch ihm die Enttäuschung anzusehen.

Zufrieden mit seiner Athletin kann er trotzdem sein. Gose hatte lange auf eine Medaille hingearbeitet. Im Aspire Dome gewann sie nun gleich dreimal Edelmetall. Über 400 und 1500 Meter Freistil hatte sie jeweils Bronze gewonnen.

Mit ihrer Silbermedaille sicherte Gose dem deutschen Team das insgesamt fünfte Edelmetall bei dieser WM. Angelina Köhler hatte sich über 100 Meter Schmetterling zur Weltmeisterin gekrönt. Lukas Märtens gewann Bronze über 400 Meter Freistil. Mehr Medaillen hatte das deutsche Team zuletzt bei den Weltmeisterschaften 2009 in Rom gewonnen. Damals hießen die Erfolgsgaranten noch Britta Steffen und Paul Biedermann.

Anders als für Gose wurde es für Goldgewinnerin Köhler erwartungsgemäß nichts mit einer weiteren Medaille. Fünf Tage nach ihrem Triumph über 100 Meter Schmetterling belegte die 23-Jährige über die halbe Distanz in persönlicher Bestzeit von 25,71 Sekunden den fünften Platz.

Wellbrock im 1500-Meter-Vorlauf souverän

Rund acht Stunden vor Köhlers Wettkampf hatte Florian Wellbrock angedeutet, dass die WM für ihn doch noch gut zu Ende gehen könnte. Der 26-Jährige qualifizierte sich über 1500 Meter Freistil in 14:48,43 Minuten als Schnellster der Vorläufe für das Finale. Über 800 Meter war Wellbrock überraschend noch im Vorlauf ausgeschieden. Auch in den Freiwasserrennen über zehn und fünf Kilometer hatte der gebürtige Bremer sein Potenzial nicht abrufen können. Entsprechend erleichtert war er jetzt.

«Die letzten Tage waren sehr bescheiden, um das einfach auszudrücken. Aber ich glaube, wir haben jetzt einen ganz guten Weg gefunden, um erstmal einen wichtigen Step zu machen», sagte er. Mit Blick auf den Endlauf an diesem Sonntag (17.16 Uhr/MEZ) sagte Wellbrock. «Ich habe gar nicht ans Finale gedacht. Ich wollte erstmal einen guten Vorlauf machen. Ich glaube, das könnte auch ein Problem gewesen sein, dass ich sonst in den Vorläufen mit einer Gehirnhälfte immer schon im Finale war. Das war heute nicht so.» Der zweite deutsche Starter Sven Schwarz erreichte als Fünfter der Vorläufe ebenfalls den Endlauf. Rückenschwimmer Ole Braunschweig steht im Finale über 50 Meter.

Von Thomas Eßer und Gerald Fritsche, dpa