Eiserne Damen: Frauen-Team sorgt bei Reitserie für Kuriosum

Es klingt merkwürdig: Woche für Woche reiten Männer und Frauen in denselben Wettbewerben; bei EM, WM und Olympia gibt es gemischte Equipen – und trotzdem tritt an diesem Wochenende beim Start der Global Champions Tour erstmals ein reines Frauen-Team an. Gleich drei deutsche Springreiterinnen gehören zu dem ungewöhnlichen Projekt, das sich Iron Dames – Eiserne Damen – nennt.

«Dies ist ein neues Kapitel, und es ist sehr aufregend», sagte Jan Tops, der Gründer und Präsident der Global Champions Tour vor dem Start seiner Millionenserie in Katars Hauptstadt Doha. Das neue Team mit drei deutschen Meisterinnen in den Reihen «durchbricht die Grenzen in der Welt des Springreitens», wie es in der PR-Sprache der Serie heißt.

Motor- und Pferdesport

Antreiberin des neuen Sextetts ist Deborah Mayer. Die Französin betreibt bereits seit einigen Jahren unter dem Namen der Eisernen Damen ein Motorsport-Projekt und bezeichnet das Pferdesport-Engagement als «eine natürliche Erweiterung». Mayer sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Die pure Leidenschaft für diese beiden Sportarten, in denen ich selbst Wettkämpfe bestritten habe, ist die Hauptantriebskraft. Zweitens haben Motorsport und Reitsport das Schöne gemeinsam, dass Männer und Frauen in einem immer noch von Männern dominierten Umfeld gleichberechtigt gegeneinander antreten.»

Wobei Frauen im Reitsport – anders als vor allem in der Formel 1 – seit Jahren sehr erfolgreich sind. In der Dressur dominieren sie schon lange, in der Vielseitigkeit gewannen zuletzt Frauen die Einzelwettbewerbe bei EM, WM und Olympia. Und auch beim Springen gab es zuletzt kein Team-Gold ohne weibliches Mitglied.

Mayer hält dennoch ein Engagement für Emanzipation im Reitsport für wichtig. «Das Projekt Iron Dames soll talentierten Frauen die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln und auf höchstem Niveau mit den besten Athletinnen der Welt erfolgreich zu sein, unabhängig von ihrem Geschlecht», sagte die Projektleiterin.

Vorbildfunktion für jüngere Generationen

Ein Beispiel für besonders erfolgreiche Frauen im Pferdesport ist Janne Friederike Meyer-Zimmermann, die wie Katrin Eckermann (Sassenberg) und Sophie Hinners (Marburg) zu den Eisernen Damen zählt. Die 43-Jährige aus Pinneberg gehörte 2010 zur deutschen Nationalmannschaft, die in den USA Team-Gold feierte. Im Sattel von Lambrasco gewann sie ein Jahr später den Großen Preis von Aachen und in Madrid EM-Gold mit der deutschen Mannschaft.

Warum sie jetzt in einer reinen Frauen-Mannschaft reitet? «Als eine Gruppe von Frauen, die sich gegenseitig unterstützen, können wir mehr erreichen», wird die Reiterin in einer Mitteilung zitiert. «Alle sind begeistert und inspiriert von diesem großen Ziel, Frauen zu helfen, ihren Traum zu leben. Ich wünsche mir, dass wir ein Vorbild für die kommende Generation sein können.» Weitere Fragen will sie erst nach der Team-Präsentation am Donnerstag beantworten.

Drei der sechs Frauen treten am Freitag in Doha unter dem Namen Cannes Stars powered by Iron Dames das erste Mal gemeinsam in einer Prüfung an. Sie sind eines von 14 Teams der Global Champions Tour, die in der neuen Saison insgesamt rund 36 Millionen Euro ausschüttet. Neben dem Frauen-Team und zwölf gemischten Teams gibt es mit den Doha Falcons auch noch eine reine Männer-Mannschaft.       

Von Michael Rossmann, dpa