Union Berlins Trainer Nenad Bjelica kann mit neumodischen Fußball-Begriffen wie abkippende Sechs oder asymmetrische Linksverteidigung nicht viel anfangen. «Ich respektiere die neue Trainer-Generation, aus meiner Sicht analysiert sie nur zu viel. Und manchmal verstehe ich sie nicht, warum sie so oft komplizierte Begriffe benutzt», sagte der Kroate der «Sport Bild» und ergänzte: «Ich glaube, dass selbst einige Spieler das nicht verstehen».
Der 52-Jährige sieht sich als Trainer der alten Schule, nicht «als Laptop-Trainer». Von zu vielen Video-Analysen hält Bjelica nichts. «Man sollte es damit aus meiner Sicht nicht übertreiben, die Spieler nicht permanent mit zu vielen Informationen überfrachten. Bei uns ist erst am Spieltag Video-Analyse, maximal 15 Minuten lang. Die gesamte Besprechung dauert nicht länger als 30 Minuten», berichtete der Trainer über seine Methoden beim Fußball-Bundesligisten.
Kaugummi-Verbot und Pünktlichkeit
Seit November steht Bjelica bei den Eisernen an der Seitenlinie. Nach einer Niederlagenserie unter Bjelicas Vorgänger Urs Fischer kämpften sich die Berliner aus dem Tabellenkeller und haben mit acht Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz mittlerweile ein komfortables Polster.
Der Kroate gilt als Trainer, der enorm viel Disziplin verlangt. «Wir alle sind privilegiert, werden sehr gut bezahlt – und die Spieler müssen maximal viereinhalb Stunden am Tag inklusive der Trainingsvor- und -nachbereitung arbeiten. In welchem Beruf gibt es das?», fragte der Coach.
Bestimmte Regeln gibt es unter Bjelica auch. «Zum Beispiel die, dass keiner meiner Spieler während eines Trainings oder Spiels Kaugummis kaut. In meiner Laufbahn ist es mal passiert, dass ein Spieler während einer Übungseinheit einen Kaugummi verschluckte und daran beinahe erstickt wäre. Ich möchte auch, dass alle Spieler fünf Minuten vor dem Beginn einer Trainings-Einheit auf dem Platz stehen», sagte der Union-Coach.
Allerdings hat er selbst sich bei Union auch schon einen schweren Disziplin-Aussetzer geleistet. In einem Nachholspiel beim FC Bayern hatte Bjelica Münchens Nationalspieler Leroy Sané gleich zweimal durch das Gesicht gewischt. Er hatte die Rote Karte gesehen und war für drei Spiele gesperrt worden.