Erleichterung bei DFB-Frauen nach Zittersieg «extrem»

Mit deutlicher Selbstkritik und großer Erleichterung haben die deutschen Fußballerinnen auf ihren mühsamen Start in die EM-Qualifikation reagiert. «Dass wir nicht das Gelbe vom Ei spielen, das wissen die Mädels auch. Wir müssen es besser spielen, das war nicht abgeklärt», sagte Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch nach dem glücklichen 3:2 (1:2)-Sieg gegen Österreich in Linz.

Der bald 73-Jährige riss nach dem Abpfiff vor 7500 Zuschauern nur kurz einen Arm zum Jubel hoch, dann begann schnell die Aufarbeitung eines teilweise schwachen Auftritts der Vize-Europameisterinnen. Wie schon bei der Niederlage in Frankreich im Nations-League-Halbfinale kamen die DFB-Frauen lange nicht in Tritt – und das wenige Monate vor den Olympischen Spielen. Nur wenig erinnerte an das 2:0 vor fünf Wochen in den Niederlanden, mit dem die Teilnahme an den Sommerspielen gesichert wurde.

Ein mehr als umstrittener Strafstoß

«Wir haben die erste Halbzeit verschlafen», räumte die Wolfsburger Innenverteidigerin Kathrin Hendrich ein. Das müsse man «noch genauer analysieren. Wir freuen uns heute trotzdem über den Sieg und dass wir das Spiel noch gedreht haben.»

Die drei Punkte hatte das deutsche Team vor allem einem mehr als umstrittenen Strafstoß zu verdanken, den die eingewechselte Laura Freigang herausholte und die neue Kapitänin Giulia Gwinn (63.) vom FC Bayern München verwandelte. «Den Elfmeter muss man nicht unbedingt geben», räumte Hrubesch ein.

Eileen Campbell vom SC Freiburg hatte das Austria-Team zuvor mit einem Doppelpack (9. und 16. Minute) mit 2:0 in Führung gebracht. Die Münchnerin Klara Bühl traf dann ebenfalls zweimal (39./49.). Die Erleichterung nach dem Abpfiff war «extrem», so Bühl. «Wir haben es uns heute echt selbst schwer gemacht. Die ersten 30 Minuten waren echt gar nix.» Im Angriff lief es nach der Pause besser, auch wenn Lea Schüller als Vertreterin der verletzten Torjägerin Alexandra Popp blass blieb.

«Sie hat uns heute sehr, sehr viel Ruhe gegeben»

«Wir müssen vom Kopf her einfach schneller sein», forderte Mittelfeldabräumerin Lena Oberdorf. Neben der gewohnt zuverlässigen Wolfsburgerin überzeugte vor allem die eingewechselte Bibiane Schulze Solano von Athletic Bilbao. Die 25-Jährige mit der doppelten Staatsbürgerschaft war Anfang 2023 sogar für die Auswahl der späteren Weltmeisterinnen aus Spanien nominiert, kam aber nicht zum Einsatz.

Mit ihrem Debüt hat sich die Defensivspezialistin nun für Deutschland fest gespielt. «Sie hat uns heute sehr, sehr viel Ruhe gegeben», sagte Hendrich über ihre Nebenfrau in der Abwehr. «Sie hat einfach so den spanischen Fußball in sich, das hat man schnell gesehen.»

Am Dienstag geht es für die deutsche Auswahl in Aachen gegen Island weiter. Dritter Gruppengegner auf dem Weg zur EM 2025 in der Schweiz ist Polen. Die beiden Gruppenersten qualifizieren sich direkt.

Von Ulrike John, dpa