In Rundschreiben an Clubs: DFL erhebt Vorwürfe gegen DAZN

Im Milliarden-Streit mit DAZN hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) gleich zwei Briefe an die 36 Profivereine geschickt. In einem bereitet sie die Clubs auf geringere TV-Zahlungen vor, im anderen erhebt sie erneut schwere Vorwürfe gegen den Internet-Sportsender.

«DAZN stellt sowohl in seinen jüngsten Schreiben an die DFL als auch in öffentlichen Stellungnahmen erneut Tatsachen bewusst falsch dar, nimmt Verkürzungen vor und versucht, die Öffentlichkeit in die Irre zu führen», schreibt die DFL-Geschäftsführung im Rundschreiben Nr. 205, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Im Rundschreiben 206, das später verschickt wurde, heißt es, dass derzeit 80 Millionen Euro aus dem aktuellen TV-Vertrag nicht wie geplant ausgezahlt werden.

Das Vorgehen von DAZN mit der Drohung juristischer Schritte «scheint vorrangig einem Ziel zu dienen: Einen Keil in die Liga zu treiben und Zweifel daran zu säen, dass die handelnden Personen in den Gremien und der Geschäftsführung ausschließlich im Interesse der Bundesliga und 2. Bundesliga handeln», heißt es weiter. «Es soll offenbar der Eindruck erweckt werden, die DFL habe ein deutlich lukrativeres Angebot ohne Grund und entgegen jeder wirtschaftlichen Vernunft abgelehnt. Diese abstruse Behauptung entbehrt jeder Grundlage.»

Auseinandersetzung um das Rechte-Paket B

Der weltweit tätige Medien-Unternehmen hatte angekündigt, die Auseinandersetzung mit der DFL um das Rechte-Paket B vor Gericht zu bringen, laut DFL-Rundschreiben soll die Schiedsklage am Dienstag eingereicht werden. Der Internet-Sportsender beabsichtigt zudem nach dpa-Informationen, sich komplett aus der TV-Ausschreibung der Fußball-Bundesliga zurückzuziehen, wenn er das Paket B nicht bekommt.

Das Verkaufsverfahren für die audiovisuellen Medienrechte der Fußball-Bundesliga war in der Vorwoche unterbrochen worden. Strittig war das Fehlen einer Bankgarantie von DAZN. Inhaltlich wies die DFL in dem Schreiben an die Vereine die Vorwürfe des Streamingdienstes zurück, wie sie es auch in einer Pressemitteilung getan hatte. «Zu unserer Verantwortung zählt auch, dafür Sorge zu tragen, dass die für die Liga, Clubs und die DFL GmbH erforderlichen Einnahmen auch tatsächlich realisiert werden», betonten die DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel und Marc Lenz in ihrem Rundschreiben.

In dem Streit geht es um das Paket B der TV-Rechte-Auktion mit Live-Spielen im Pay-TV. Es ist das größte Paket mit den Begegnungen am Samstag um 15.30 Uhr und am Freitagabend sowie den Relegations-Partien. Dieses Paket umfasst insgesamt 196 Live-Spiele.

In einem zweiten Schreiben hatte die DFL angekündigt, dass in zwei Monaten weniger Geld als geplant an die 36 Proficlubs ausgeschüttet wird. «Die Auskehrungsrate Juni 2024 wird von ursprünglich 127 Mio. Euro auf 47 Mio. Euro gekürzt», heißt es in einem DFL-Schreiben an die 36 Clubs, das der Deutschen Presse-Agentur sowie «Bild» und der «Kicker» vorliegt.

DAZN weist Fehler von sich

Weiter heißt es in dem Schreiben: «Grund hierfür ist, dass Erlöse in Höhe von 80 Mio. Euro erst zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr vereinnahmt werden können, da Zahlungen von Partnern nicht zu den vertraglichen Fälligkeitsterminen erbracht werden konnten. Auf Veranlassung der betreffenden Partner mussten insofern Vereinbarungen über spätere Zahlungen getroffen werden.» In Summe verringere «sich die derzeit prognostizierte Gesamtauskehrungssumme von EUR 1.179 Mio. auf EUR 1.099 Mio». Um welches Unternehmen es neben DAZN geht, ist derzeit nicht bekannt.

«Die DFL hat bereits im Februar mit DAZN einen neuen Zahlungsplan für die Raten im März und April vereinbart», sagte ein Sprecher des Medien-Unternehmens auf Anfrage: «Das ist ein normaler Vorgang im Working Capital Management zwischen Geschäftspartnern.» Weiter hieß es: «Die DFL-Geschäftsführung hat diesen neuen Konditionen ausdrücklich vertraglich zugestimmt.» Das fehlende Geld soll dem Vernehmen nach mit Zinsen zu einem späteren Zeitpunkt gezahlt werden.