«Es hat alles mit Liebe zu tun.» Stefanos Tsitsipas‘ Begründung für seinen ungewöhnlichen Dreifach-Start bei den French Open erweicht auch Boris Beckers Herz. «Ich bin der Erste, der versteht, wenn man aus Liebe Dinge macht, die man mit normalem Menschenverstand nicht machen würde», sagte die Tennis-Ikone schmunzelnd bei Eurosport.
Dann wandte er sich direkt an den Griechen: «Stefanos, liebe deine Freundin und deinen Bruder weiter – aber bitte nach dem Turnier. Konzentriere dich auf den Titel. Das ist doch alles viel zu anstrengend.»
Bei den French Open steht der Weltranglisten-Neunte im Viertelfinale gegen Spaniens Tennisstar Carlos Alcaraz und tritt gleichzeitig mit seinem Bruder Petros im Doppel sowie mit seiner Freundin Paula Badosa im Mixed an. «Das macht keiner außer Tsitsipas», sagte Becker kopfschüttelnd: «Der ist schlecht beraten, sorry!»
Extra-Schichten aus Liebe zum Tennis
Oder ist genau das Gegenteil der Fall? Die Aufmerksamkeit, die der Sunnyboy durch seine «Nebenjobs» bekommt, lässt sich hervorragend vermarkten. Mit Spannung wird heute sein Zweitrunden-Doppel mit dem Bruder und noch mehr sein erster gemeinsamer Auftritt in Paris mit Freundin Badosa (26) erwartet.
Warum er sich diese Extra-Belastung antut? «Es hat alles mit Liebe zu tun», antwortete der 25-Jährige während des Turniers auf diese Frage: «Die Möglichkeit zu haben, Liebe und Tennis zu verbinden, ist wirklich außergewöhnlich.» Zumal in Paris, der Stadt der Liebe, wo das Tennis-Traumpaar «Tsitsidosa» sein erstes Date hatte.
Körperlich macht der French-Open-Finalist von 2021 bislang einen ausgezeichneten Eindruck. Und trainieren hätte Tsitsipas einen Tag vor seinem Viertelfinal-Match am Dienstag gegen Alcaraz ohnehin. Also alles halb so wild? Nicht für Becker.
Liebes-Comeback mit Paula Badosa
«Du hast noch nie ein Grand Slam gewonnen, du hast wieder eine Topform, du gewinnst Monte Carlo, du bist jetzt im Viertelfinale gegen Alcaraz – und dann verlierst du Zeit und Kraft mit einem Doppel und mit einem Mixed», kritisierte der sechsmalige Grand-Slam-Turniergewinner. Auch Ex-Profi Philipp Kohlschreiber meinte mit Blick auf das schwere Match gegen den Weltranglistendritten Alcaraz: «Da brauchst du jeden Funken Energie. Deswegen macht es keinen Sinn.»
Doch Tsitsipas ist ein Gefühlsmensch, der gerade in diesen Tagen von Paris emotional auf einer Wolke schwebt. Das Liebes-Comeback kurz vor den French Open mit Badosa scheint ihn auch sportlich zu beflügeln. Nach wenigen Wochen Beziehungspause habe er gespürt, «wie intensiv die Liebe» zur spanischen Tennisspielerin sei, erzählte Tsitsipas: «Es war schwer für uns, getrennt zu sein. Ich habe schwere Zeiten durchgemacht.»
Tsitsipas hat eine für seine Verhältnisse schwache Hartplatz-Saison hinter sich, und kurz nach seinem Erstrunden-Aus auf Sand in Madrid verkündete er die Trennung von seiner «Seelenverwandten», wie er Badosa einmal genannt hat. Die Verbindung von Arbeit und Privatleben habe er damals als «einen Berg» empfunden, der für ihn unüberwindbar erschien. Doch Tsitsipas kann offenbar noch schlechter ohne Badosa.
Mit der 26-Jährigen an seiner Seite sei nun alles wieder einfacher. «Wir sprechen sehr viel über Tennis», sagte Tsitsipas: «Ich habe das Gefühl, dass wir uns in dem, was wir tun, gleichermaßen gut auskennen und viel Verständnis dafür haben, wie mit bestimmten Situationen umzugehen ist.»