Der offizielle Spielball heißt «Fußballliebe», das Maskottchen «Albärt». Das deutsche Trikot hat keinen eigenen Namen, ist aber allein wegen der Farbgebung der Auswärtsvariante seit Wochen extrem beliebt. Und wie wäre es mit einer Miniversion des silbernen Henri-Delaunay-Pokals? Wer mag, findet zudem in Supermärkten, Kiosken und Tankstellen schwarz-rot-goldene Fanartikel in etlichen Varianten. Das Geschäft zur Heim-EM ist riesig – und offenkundig sehr ertragreich.
Konkrete Zahlen verraten weder die Europäische Fußball-Union UEFA noch der deutsche Sportartikelhersteller Adidas, der die DFB-Auswahl ausrüstet. Die UEFA verpackt die Einnahmen aus ihrem Lizenzgeschäft – nur, wer zahlt, darf offizielle EM-Produkte vertreiben – in ihrem Finanzbericht in den «Commercial Rights», zu denen auch das Sponsoring gehört. Für die EM 2024 werden hier Einnahmen in Höhe von 568 Millionen Euro erwartet.
Adidas bestätigte eine «stärkere Nachfrage» wegen der EM, das rosafarbene Auswärtstrikot des DFB-Teams entwickle sich zum «Bestseller». Für die 2027 endende Partnerschaft mit dem Deutschen Fußball-Bund zahlt das Unternehmen dem Vernehmen nach rund 50 Millionen Euro im Jahr.
Rundum-Ausstattung ein teurer Spaß
Für die Fans wird der finanzielle Aufwand, sich rundum für das Fußballfest auszustatten, immer größer. Ob das Geld an die UEFA, Adidas oder sonst wen geht, dürfte zweitrangig sein. Das DFB-Trikot kostet in der teuersten Variante, der «Authentic»-Version, um die 150 Euro. Ähnlich viel müssen die Fans bezahlen, um gegen die Original-«Fußballliebe» treten zu können. «Albärt» ist dagegen eher putzig als teuer und kostet bei der UEFA um die 20 Euro.
«Wenn eine vierköpfige Familie für die EM Fanprodukte kaufen möchte, wird das schnell sehr teuer», sagte Tatjana Halm von der Verbraucherzentrale Bayern der Deutschen Presse-Agentur. «Das ist für viele Fans nicht bezahlbar. Das Ziel sollte sein, dass jeder teilhaben kann. Es soll ja ein Turnier für alle sein.»
Warnung vor gefälschten Produkten
Davon, sich auf vermeintlich verborgeneren Märkten nach ähnlich aussehenden Produkten umzusehen, warnen die Verbraucherzentralen ausdrücklich. «Je günstiger es ist, desto eher muss man damit rechnen, dass es ein nachgemachtes Produkt ist», sagte Halm. «Markenrechtliche Fragen können dabei auch für den Verbraucher schwierig werden – im Zweifelsfall muss das gekaufte Produkt zurückgegeben und vernichtet werden.»
Die UEFA achtet streng darauf, ihre Einnahmen zu schützen. «Wettbewerbsnamen der Euro 2024 sind zusammen mit dem Slogan, Emblemen, Pokal, Logos, Maskottchen und dem damit verbundenen Branding eingetragene Marken und/oder Designrechte und (…) urheberrechtlich geschützte Werke», teilte der Verband mit, der «Markenschutzmaßnahmen gegen Online-Werbung, unter anderem auf Online-Marktplätzen und in den sozialen Medien» ergreife.
Die Industrie- und Handelskammern der Länder veröffentlichten auf ihren Internetseiten große Leitfäden zu den Schutzrechten des Verbands. Die UEFA warnt, dass nachgeahmte Produkte «in der Regel von schlechter Qualität» oder «aus gefährlichen Stoffen» hergestellt sein könnten. Maskottchen «Albärt» wird dem Onlineshop des Verbands zufolge in China hergestellt.
Die EM als Werbetreiber
Für die großen Unternehmen scheint die EM als Treiber zu funktionieren. «Nachdem die Heim-WM 2006 Deutschland ein Sommermärchen beschert hat, haben wir frühzeitig entschieden, die EM mit einer großen Aktion zu begleiten», teilte Spielzeughersteller Playmobil mit, der in Kooperation mit dem Einzelhandelsunternehmen Edeka kleine Spielfiguren der Nationalspieler auf den Markt gebracht hat: «Die Reaktionen in den Medien und bei unseren Kunden sind rundum positiv.» Verkaufszahlen lägen noch nicht vor, hieß es.
Über die offiziellen EM-Produkte hinaus werden zudem etliche turnierunabhängige Fanartikel angeboten, beispielsweise die Klassiker Deutschlandfahne und Schminke. «Es ist sinnvoll, Produkte zu kaufen, die man langfristig einsetzen kann», sagte Verbraucherschützerin Halm. «Nach der EM kommt Olympia, kommt die Handball-WM, kommen Eishockey und Basketball. Wenn ich eine Deutschlandfahne kaufe, lohnt es sich, auf qualitativ hochwertige Ware zu setzen. Nachhaltig ist es sicher nicht, etwas zu kaufen, was nach einem Turnier weggeworfen wird.»