Das süße Gefühl des Medaillengewinners nimmt Deutschlands bester Langstreckenläufer Amanal Petros von den Leichtathletik-Europameisterschaften sofort mit nach Paris. Dort schaut sich der Marathon-Rekordler nach EM-Bronze über die halbe Strecke in Rom Anfang der Woche die Strecke an, auf der in zwei Monaten dann auch ein Coup bei Olympia gelingen soll.
«Es bedeutet mir natürlich sehr viel. Ich glaube, ich bin sehr, sehr froh», sagte Petros, der im Schlussspurt um den Titel im Olympiastadion auf die Bahnumrandung trat und noch Platz zwei einbüßte. Den Titel holte der Italiener Yemaneberhan Crippa in 1:01:03 Stunden vor seinem Landsmann Pietro Riva (1:01:04) und Petros (1:01:07).
«Es ist zwar kein Gold, aber Bronze ist immer noch okay. Wir gehen nicht allein nach Hause, wir haben unsere Medaille. Ich kriege ein bisschen Gänsehaut auf jeden Fall», sagte der wie immer positiv wirkende 29-Jährige keinesfalls geknickt. Samuel Fitwi (1:01:17) wurde als zweitbester Deutscher starker Fünfter. Die Männer nahmen in dieser Wertung zum Start des dritten Wettkampftages ebenfalls Bronze mit.
Deutsche Frauen als Team stark
Die deutschen Läuferinnen um die fünftplatzierte Melat Kejeta gewannen als Team sogar Silber über die rund 21,1 Kilometer vorbei an den fantastischen Sehenswürdigkeiten der Ewigen Stadt. Kejeta als größte Einzelhoffnung der deutschen Frauen fiel vor der Schlussphase zwar zurück und belegte in 1:09:42 Stunden Platz fünf beim Sieg der Norwegerin Karoline Grövdal (1:08:09). Domenika Mayer (1:10:49) als Elfte und Esther Pfeiffer (1:11:28) auf Platz 18 sorgten aber für Platz zwei im Team hinter den Britinnen.
Das sollte in der DLV-Auswahl als Stimmungsaufheller für die bis Mittwoch dauernde EM wirken, nachdem es zuvor neben Bronze für Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye wie bei der letztjährigen WM auch schon Enttäuschungen gab. Die mit großen Hoffnungen gestarteten Diskuswerferinnen und Geher Christopher Linke gingen am Samstag leer aus, während die Gastgeber um 100-Meter-Europameister und Olympiasieger Marcell Jacobs einen Titel nach dem anderen feierten.
Rang eins in der Nationenwertung scheint Italien schon jetzt praktisch sicher zu sein, im Halbmarathon gab es beim Sieg von Yemaneberhan Crippa bereits den siebten Titel, die beim Auftakt maue Stimmung und das Zuschauerinteresse zogen spürbar an.
Kopfschütteln bei Diskuswerferinnen
Vor 20.000 euphorisierten Zuschauern im Olympiastadion verkrampften die deutschen Diskuswerferinnen dagegen und mussten ihren misslungenen Samstagabend erst einmal sacken lassen. Weder der Titel noch eine Medaille oder zumindest Platz vier für ein sicheres Olympia-Ticket sprangen bei den Rängen sechs, sieben und zwölf für Claudine Vita, Shanice Craft und Europas Jahresbeste Marike Steinacker heraus.
«Ich bin ein bisschen sprachlos. Das war definitiv nicht das, was wir uns vorgenommen hatten. Im Lauf des Wettkampfes bin ich ein bisschen fest geworden», sagte Vita, mit 62,65 Metern noch die Beste. «Ich bin einfach enttäuscht über meine Leistung, über meine Unfähigkeit», ergänzte Craft.
Die Olympia-Zweite Kristin Pudenz war in Rom nicht dabei, die Entscheidung über die drei Startplätze für Paris fällt nun bei den deutschen Meisterschaften Ende Juni in Braunschweig. Die Kroatin Sandra Elkasevic – einstige Perkovic – holte mit 67,04 Metern souverän ihren siebten EM-Titel in Folge.
Geher-Routinier Linke – vor zwei Jahren in München EM-Zweiter – hat im Alter von 35 Jahren genug von fünften und sechsten Plätzen. Er ging über die 20 Kilometer in der Abendhitze in der Spitze mit, fiel dann zurück, musste sich sogar übergeben und stieg aus. «Wenn man nicht riskiert und vorne mitgeht, gewinnt man keine Medaille», sagte er. Auch Linke verließ Rom – anders als das Halbmarathon-Team um Petros – mit einem schalen Gefühl.