Deutschlands U21-Fußballer schrien ihre Freude in einer riesigen Jubeltraube um die Elfmeter-Helden Finn Dahmen und Paul Jaeckel heraus, Trainer Stefan Kuntz jubelte ausgelassen und herzte jeden seinen Spieler.
Dank großer Moral hat sich Deutschlands U21-Nationalmannschaft zum vierten Mal in Serie ins Halbfinale einer Fußball-EM gekämpft. Die Auswahl von Trainer Stefan Kuntz kam in einem dramatischen Viertelfinale gegen effiziente Dänen nach einem 0:1-Rückstand in beeindruckender Manier zurück und setzte sich mit 6:5 im Elfmeterschießen durch. Nach 120 Minuten hatte es 2:2 (1:1, 0:0) gestanden. Gegen die Niederlande, die zuvor Frankreich mit 2:1 besiegt hatten, geht es nun am Donnerstag um den dritten Final-Einzug in Serie.
Dahmen als Elfmeter-Held
Im Elfmeter-Krimi parierte Dahmen zweimal, den entscheidenden Elfmeter verwandelte dann Jaeckel. Die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes verdiente sich den Erfolg aber auch mit einer über weite Strecken engagierten Vorstellung, auch wenn die Dänen vor allem bei Kontern gefährlich blieben und durch Wahid Faghir (69. Minute) in Führung gingen. Lukas Nmecha gelang nach einer Ecke der Ausgleich (88.), der eingewechselte Jonathan Burkardt brachte sein Team erstmals in Führung (100.). Die Dänen trafen durch Victor Nelsson (108./Foulelfmeter) zum 2:2, die Entschiedung fiel vom Punkt.
«Es ist brutal, was wir als Mannschaft geleistet haben. Wir sind 120 Minuten marschiert und haben gezeigt, dass wir da sind. Jetzt können wir mit Selbstvertrauen ins Halbfinale gehen. Wir werden bereit sein», sagte Matchwinner Dahmen, der in der Vorrunde noch gepatzt hatte, beim TV-Sender ProSieben.
Angetrieben von den wenigen deutschen Fans unter den Zuschauern in der Arena in Szekesfehervar – die in der K.o.-Phase des Turniers anders als noch in der Gruppenphase zugelassen sind – startete die deutsche Mannschaft mutig und aktiv in die Partie. Kuntz‘ Plan, größtenteils der eingespielten Elf aus der Gruppenphase zu vertrauen, ging zunächst auf. Die DFB-Elf stand sicher und kreierte mit Diagonalbällen und Verlagerungen auf die Außen die ersten Torchancen. Im Abschluss fehlte aber zu Beginn noch die Genauigkeit.
Wirtz unauffällig
Ganz neu in der Startelf dabei im Vergleich zur Gruppenphase war der 18-jährige Florian Wirtz, der allerdings eher unauffällig agierte. Die Dänen zeichnete in der Vorrunde vor allem ihre defensive Stabilität aus – und auf die setzten sie auch im Viertelfinale. Die Elf des früheren Peter-Bosz-Assistenten beim BVB, Albert Capellas Herms, stand im 4-3-3-System relativ tief und wartete ab. Die wenigen Konter-Gelegenheiten unterband die deutsche Elf meist im Ansatz.
Erst nach gut 15 Minuten gaben die Dänen ihre defensive Grundhaltung etwas auf und attackierten nun früher. Doch Deutschland blieb dominant – und verpasste die Führung nur um wenige Zentimeter: Nach genialer Vorarbeit von Nmecha war der Salzburger Mergim Berisha frei durch, schob den Ball aber am langen Pfosten vorbei (20.). Den ersten gefährlichen Abschluss der nun etwas mutigeren Dänen verzeichnete Jesper Lindström nach gut 20 Minuten (23.).
DFB-Team hatte mehr vom Spiel
Die DFB-Auswahl dominierte die Partie weiterhin, hatte mehr vom Spiel und kombinierte sich gut nach vorne. Die Dänen hatten nun allerdings das eine oder andere Mal mit ihren Kontern Erfolg – mit etwas Glück und viel Einsatz konnte die deutsche Defensive diese aber entschärfen. Keeper Finn Dahmen parierte stark gegen den früheren Dortmunder Jacob Bruun Larsen, der frei zum Torschuss kam (49.).
Die Dänen waren nun besser im Spiel. Die DFB-Elf versuchte, dagegen zu halten, leistete sich aber zu viele einfache Fehler. Beiden Teams war nun die Angst vor dem K.o.-Treffer anzumerken. Doch die dänische Taktik ging auf: Nur wenige Augenblicke nach seiner Einwechslung traf der erst 17 Jahre alte Faghir. Die DFB-Elf versuchte nun alles, Kuntz wechselte offensiv und wurde belohnt. Nach einer Ecke war Nmecha zur Stelle, in der Verlängerung schlug Joker Burkardt zu. Doch weil Dänemark wieder zurückkam, fiel die Entscheidung im Elfmeterschießen.