Nach seinem beeindruckenden Fight gegen Dauerrenner Diego Schwartzman verabschiedeten die Fans Jan-Lennard Struff mit Ovationen, doch richtig freuen konnte sich die deutsche Nummer zwei darüber nicht.
«Natürlich ist es schön, dass sie für mich klatschen, aber es wäre schöner gewesen, wenn sie mir applaudiert hätten, weil ich gewonnen habe», sagte Struff nach seinem bitteren Achtelfinal-Aus bei den French Open gegen den an Nummer zehn gesetzten Argentinier.
Mehr als drei Stunden lieferte Struff dem Vorjahres-Halbfinalisten einen packenden Schlagabtausch, ließ am Ende aber zu viele Chanchen ungenutzt, um erstmals in seiner Tennis-Karriere bei einem der vier Grand-Slam-Turniere das Viertelfinale zu erreichen. Allein im ersten Satz vergab der 31 Jahre alte Warsteiner sieben Satzbälle.
Kein Duell mit Nadal
Durch das 6:7 (9:11), 4:6, 5:7 verpasste er auch ein mögliches Duell mit Sandplatz-König Rafael Nadal. «Ich wollte hier unbedingt den nächsten Schritt gehen und ins Viertelfinale kommen, um gegen Nadal zu spielen», sagte Struff enttäuscht. «Ich habe hier drei gute Matches gespielt, heute war ich leider nicht konstant genug.»
Damit steht in Alexander Zverev nur ein Deutscher im Viertelfinale. Die deutsche Nummer eins trifft an diesem Dienstag auf den Spanier Alejandro Davidovich Fokina.
Struff erwischte auf dem Court Suzanne-Lenglen einen Raketenstart. Die deutsche Nummer zwei nahm Schwartzman gleich zwei Mal das Service ab und zog schnell auf 5:1 davon. Doch dann konnte der Warsteiner seine vielen Chancen nicht nutzen. Beim Stand von 5:1 vergab er die ersten vier Satzbälle. Schwartzman steigerte sich nun gewaltig, Struff bekam dagegen Probleme mit dem Aufschlag, der zuvor noch hochprozentig gekommen war. Der Davis-Cup-Spieler vergab zwei weitere Satzbälle, so dass die Entscheidung im ersten Durchgang im Tiebreak fallen musste.
Struff vergab viele Chancen
Auch dort spielte Struff weiter starkes Tennis, beide Spieler boten den Zuschauern einen packenden Schlagabtausch. Struff wehrte sich nach Kräften, machte drei Satzballe des Argentiniers zunichte und hatte selbst noch eine weitere Chance, den ersten Abschnitt für sich zu entscheiden. Doch nach 66 Minuten machte Schwartzman im vierten Versuch das 11:9 im Tiebreak perfekt. Dass der Weltranglisten-Zehnte sich den ersten Satz mit einem glücklichen Netzroller holte, passte zum Pech von Struff an diesem Tag. «Wenn ich den ersten Satz 6:1 gewinne, dann komme ich in seinen Kopf rein», sagte Struff. «So ist er in meinen Kopf reingekommen.»
Auch im zweiten Durchgang lieferte Struff dem Favoriten einen tollen Fight. Zwei Mal zog er mit einem Break davon, doch beide Male konnte Schwartzman sofort kontern und nahm dem Deutschen ebenfalls das Service ab. Dieses Mal nutzte Schwartzman gleich seine erste Chance zum Satzgewinn und sorgte damit für die Vorentscheidung.
Umkämpftes Match
Denn bei Stuff ließen die Kräfte nun immer mehr nach, der Frust über die vielen vergebenen Möglichkeiten lastete ebenfalls schwer auf ihm. Schwartzman zog so schnell auf 4:0 davon, doch dann war Struff auf einmal wieder da. Mit unermüdlichem Einsatz kämpfte er sich zurück und glich unter dem Jubel der Zuschauer noch einmal zum 4:4 aus. Beim Stand von 5:5 hatte er sogar einen weiteren Breakball, der vielleicht die Wende hätte bringen können. Doch Schwartzman blieb cool und machte den Sieg schließlich mit einem starken Passierball perfekt.
Schwerstarbeit musste auch Novak Djokovic verrichten. Die Nummer eins der Welt lag gegen den 19 Jahre alten Italiener Lorenzo Musetti bereits mit 6:7 (7:9), 6:7 (2:7) zurück, ehe bei Musetti die Kräfte schwanden und der Serbe die Partie doch noch drehen konnte. Djokovic gewann die Sätze drei und vier mit 6:1, 6:0, dann gab der Italiener nach 3:27 Stunden beim Stand von 4:0 für Djokovic im fünften Satz entkräftet auf.