Ein Feuerwerk, blau-gelbe Bengalos, Berliner Schlachtgesänge und zu später Stunde eine Sause im Swimmingpool: Nach ihrem Titelgewinn genossen die Alba-Basketballer bei der Rückkehr in die Hauptstadt den meisterlichen Fanempfang.
Am Ende einer unfassbar kräftezehrenden XXL-Saison verlieh das Happy End der Truppe um Coach Aito Garcia Reneses und den wohl wegziehenden Kapitän Niels Giffey noch mal die allerletzte Energie. Und diese sollte für die Party genutzt werden! Gedanken an die Zukunft schoben die zwei prägenden Akteure, für die das hart erkämpfte 86:79 am Sonntag beim FC Bayern das jeweils letzte Alba-Spiel gewesen sein könnte, zunächst beiseite.
Bier-Dusche für Coach Aito
Als all die monatelang aufgebaute Spannung abfiel, wollten weder die Berliner noch die Münchner an die nächste Saison, an Transfers, an Erwartungen, generell an Basketball denken. «Jetzt ist der richtige Moment zum Feiern», sagte Trainer-Altmeister Aito und ließ die kleine Bier- und Wasserdusche in der Kabine grinsend über sich ergehen.
Knapp ein Jahr nach dem Sieg im Quarantäne-Turnier verließen die Berliner den Münchner Audi Dome also erneut als Meister und konnten den Erfolg zunächst gar nicht richtig fassen. Nationalspieler Maodo Lo, der als dritter Spieler der Bundesliga mit drei verschiedenen Teams Meister wurde, sprach bei Magentasport von einer «wahnsinnigen Leistung». Giffey fand es «unglaublich, dass wir es hier noch mal geschafft haben. Das ist genial für die Truppe, genial für den ganzen Club.»
Umbruch bei Alba?
Ob der zehnte Alba-Meistertitel sein persönliches Abschiedsgeschenk an Berlin ist, das verriet der 30-Jährige nicht. Laut verschiedenen Medienberichten hat sich Giffey, ein wichtiger Identifikationsspieler bei Alba, schon mit dem litauischen Euroleague-Topclub Zalgiris Kaunas auf einen Vertrag bis 2024 geeinigt. Er kommentierte das nicht, sondern sagte: «Lass mich erstmal den Moment genießen.»
Der 74-jährige Coach Aito hatte ebenfalls auf die Frage, ob er denn ein weiteres Jahr bei den Hauptstädter bleibe, keine Antwort parat. Auch Lo und der Italiener Simone Fontecchio könnten Alba verlassen.
Aber solche Situationen kennen die Berliner – sie setzen diesem Trend das Vertrauen in den eigenen Nachwuchs entgegen. Während die ersatzgeschwächten Bayern im Finale ihren noch verbliebenen – aber teils auch angeschlagenen – Stars kaum Verschnaufpausen gönnten, konnte Alba junge deutsche Akteure wie Malte Delow bringen. «Die geben Identität», sagte Alba-Geschäftsführer Marco Baldi stolz.
Alba sei «wie eine Familie, jeder kämpft für jeden, jeder kümmert sich um jeden», sagte Jayson Granger, der mit 29 Punkten Topscorer vom Sonntag war und zum MVP der Finalserie gewählt wurde.
Auch wenn Bayern nach dem Pokalsieg das erhoffte Double verpasste, fand Trainer Andrea Trinchieri kein Wort der Kritik an seinem Team. Nach der Niederlage fühle er «keine überwältigende Enttäuschung, sondern eher eine rationale Traurigkeit», schilderte der Italiener.
Bayern-Coach Trinchieri stolz
Trinchieri war vor allem stolz auf seine Schützlinge, die in nur einer Saison rekordverdächtige 90 Spiele absolviert hatten, deswegen am Ende k.o. waren und zudem noch einen dramatischen Vorfall zu verarbeiten hatten: Alle vier Endspiele wurden von den Münchnern unter dem Eindruck bestritten, dass Teamkollege Paul Zipser wegen einer Gehirnblutung am Morgen des ersten Finales notoperiert werden musste. Der Nationalspieler hat den Eingriff gut überstanden, wie es hieß.
«Es ist schwer für mich, darüber zu reden», sagte Trinchieri. «Es ist unglaublich, wie wir die Situation gemeistert haben. Ich weiß gar nicht, wie wir das geschafft haben.» In solchen Momenten werden fast alle normalerweise wichtigen Themen irrelevant: Etwa, wann denn der Coach nun, wie angekündigt, seinen Vertrag verlängert; ob Leistungsträger wie Wade Baldwin im Sommer zu halten sind; oder wie das Team für die neue Saison in Euroleague und Bundesliga aussieht.
Als Trinchieri in einem Trikot von Paul Zipser mit der Nummer 16 auf der Pressekonferenz sprach, zitterte seine Stimme bei den Worten: «Nichts ist jetzt wichtiger, als dass Pauli wieder gesund wird und in sein normales Leben zurückkommen kann.»