Lewandowski vor Spanien-Duell: «Wir haben keine Angst»

Der «Diario de Sevilla» macht den Spaniern ausgerechnet mit einer Rangliste Mut, die Robert Lewandowski anführt. Der von vielen statt des eher ungeliebten Alvaro Morato für die Startelf favorisierte Gerard Moreno taucht dabei in einer Top Ten europäischer Torschützen auf.

Doch Vorsicht vor Übermut: Die Torflauten-Iberer müssen erst einmal den Weltfußballer und Bundesliga-Rekordtorschützenkönig im womöglich vorentscheidenden Duell ums Weiterkommen in der Gruppe E fürchten. «Wir haben keine Angst», sagte der 32 Jahre alte Mittelstürmer «EURO2020.com»: «Wir müssen diszipliniert spielen, die Partie wie ein Endspiel angehen.» Sie müssten um «wirklich» jeden Ball kämpfen und in jeden Zweikampf gehen, dann hätten sie vielleicht eine Chance, meinte Lewandowski. Er weiß aber auch: «Natürlich ist Spanien ein großartiges Team mit großartigen Spielern. Für uns wird das definitiv eine große Herausforderung.»

Lewandowski soll den Ball erst gar nicht bekommen

Die sie mit Aggressivität, Entschlossenheit und Überzeugung meistern wollen. «Wir müssen sehen, wie wir ihnen so wehtun können, dass wir am Ende das Ergebnis haben, das wir uns wünschen», sagte Trainer Paulo Sousa bei einer Pressekonferenz im Estadio La Cartuja. Das Rezept seines Kollegen Luis Enrique gegen Lewandowski: «Wir müssen dafür sorgen, dass er den Ball erst gar nicht bekommt.»

Beide Mannschaften stehen gehörig unter Druck, nachdem Schweden die Gruppe nun mit vier Punkten anführt vor der Slowakei (3). Spanien (1) und Polen (0) kommen erst danach, auch wenn beide Trainer bemüht waren, das herunterzuspielen.

255 Minuten anhaltende Torflaute

Nach der 1:2-Auftaktniederlage gegen die Slowakei müssen die Polen am Samstag (21.00 Uhr/ARD und MagentaTV) in Sevilla punkten, um die Chancen aufs Achtelfinale zu wahren. «Das Spiel soll uns Luft geben für das letzte Gruppenmatch», betonte Abwehrspieler Kamil Józwiak. Doch die Spanier brauchen nach der Nullnummer gegen Schweden genauso ein Erfolgserlebnis. Sie gieren nach dem Ende der seit 255 Minuten anhaltenden Torflaute um den von den eigenen Fans ausgepfiffenen Morata.

Demonstrativ war Morata auch auserkoren als Spieler bei der Pressekonferenz, eine Einsatzgarantie hat er ebenfalls. «Ich habe vollstes Vertrauen in ihn», betonte Enrique. Morata selbst gab sich «entspannt. Wenn dich jemand kritisiert, musst du das akzeptieren», sagte er. Er lese aber nicht soviel, höre nicht so viel, er arbeite lieber hart.

Moreno als Moratas Rivale

Auch die Mitspieler machten Morata, der nach eigener Aussage schon ganz gern «ein paar Dinge» vom «phänomenalen Lewandoswki» hätte, in den Tagen nach den erneuten Unmutsbekundungen der Fans Mut. «Er ist einer der besten Spieler in Europa», sagte Pablo Sarabia von Paris Saint-Germain. «Er sieht stark aus», betonte Moratas Sturmrivale Gerard Moreno vom FC Villarreal: «Er genießt das Vertrauen von uns allen.»

Moreno ist wiederum der, den viele lieber in der Startelf sehen würden. Fernsehsender ließen darüber abstimmen, seit Tagen dreht sich fast alles um Morata. «Wir alle sind dafür verantwortlich, Tore zu machen», betonte aber Sarabia.

Nach dem Fast-1000-Pässe-Zuspiel-Festival gegen Schweden braucht Spanien allerdings einen gehörigen Effektivitätsschub. Mithelfen, die Zuversicht zu steigern, dürfte auch Kapitän Sergio Busquets. Der 32-Jährige vom FC Barcelona wurde einen Tag vor der Partie nach überstandener Corona-Infektion von der Mannschaft im EM-Camp in Las Rozas de Madrid zurück begrüßt. Und nicht nur das: Busquets sei in Topform, betonte Enrique. Einsatz möglich. «Er ist eine Verstärkung für alle von uns.»

Von Jens Marx und Doris Heimann, dpa