Schwimm-Star Ryan Lochte konnte seine Tränen nach dem jähen Ende seines Olympia-Traums nicht mehr zurückhalten.
«Es nicht geschafft zu haben, fühlt sich so an, als ob ich alle im Stich gelassen habe», sagte der sechsmalige Olympiasieger, der wie prognostiziert seine fünfte Sommerspiel-Teilnahme verpasst hatte. «Meine Kinder konnten ihrem Papa aber nochmal beim Schwimmen zuschauen – das bedeutet einfach alles für mich.» Platz sieben bei den Ausscheidungen für das amerikanische Olympia-Team über 200 Meter Lagen reichte klar nicht.
Geschädigter Ruf und Sperre
Der 36-Jährige kann auf insgesamt zwölf Medaillen bei vier Spielen zurückblicken. Mit der Qualifikation für Tokio hatte Lochte mit sportlichen Schlagzeilen von der ganz großen Bühne abtreten wollen, denn sein Ruf hatte seit Olympia in Rio arg gelitten. Da war zuerst der erfundene Raubüberfall in Brasilien, für den er zehn Monate gesperrt wurde. Danach folgte noch eine Sperre, weil er in einem Sozialen Netzwerk das Bild einer Vitamin-Infusion gepostet hatte. Eine verbotene Substanz wurde nicht nachgewiesen, 14 Monate Zwangspause folgten trotzdem.
Umso wichtiger wäre ihm eine erneute Teilnahme gewesen. «Ich wollte wirklich in diesem Olympia-Team sein», sagte Lochte. Der Wettkampf sei «vermutlich der wichtigste Schwimmwettkampf meiner ganzen Karriere» gewesen und es sei hart, dabei enttäuscht zu haben. Trost spendeten Gewinner Michael Andrew und Rekord-Olympiasieger Michael Phelps.
Emotionaler Lochte
«Es war ein unglaubliches Gefühl, diesen Moment mit Ryan erleben zu dürfen», sagte der 22-jährige Andrew. Lochte habe ihm «den Staffelstab übergeben». «Er hat gesagt, du bist jetzt unser Mann, geh da raus und gib das Beste. Ich habe immer zu ihm aufgeschaut. Deswegen ist das ein sehr spezieller Augenblick für mich, an den ich mich immer erinnern werden», sagte Andrew.
Das berührte Lochte. «Diese Worte bedeuten mir so viel. Vielleicht sogar mehr als der Gewinn einer Goldmedaille», sagte er mit Tränen in den Augen. Aus dem Schwimmen zurückziehen, will sich Lochte nicht. «Ich will weiter Wettschwimmen, aber noch eine Olympia-Ausscheidung, ich weiß ja nicht», sagte er nach der klar verpassten Qualifikation. «Ich werde fast 40 sein. Das ist etwas übertrieben.» Die Spiele in Paris finden im Sommer 2024 statt.