Claudia Roth: EM unter diesen Bedingungen «einfach irre»

Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth äußert scharfe Kritik an der Fußball-Europameisterschaft und bewertet insbesondere das Konzept der über Europa verteilten Spielorte als «wirklich irre» – gerade angesichts der Corona-Krise und beschleunigten Erderhitzung.

Mitten in der Klimakrise werde «rumgejettet in zehn verschiedene Länder, von Baku nach London», kritisierte die Grünen-Politikerin am Sonntag im Deutschlandfunk. «Das ist einfach alles irre. Das ist wirklich irre, wenn man gleichzeitig sagt: Wir müssen sozusagen alles tun, damit die Klimakrise sich nicht weiter verschärft.»

Hinzu komme die Corona-Krise mitsamt ihren national unterschiedlichen staatlichen Beschränkungen, so dass nun etwa keine deutschen Fans nach England zum Achtelfinale an diesem Dienstagabend in London reisen dürften. Es sei «absolut irre», dass es an den Spielorten vollkommen unterschiedliche Kriterien für die Öffnung der Stadien für Fans gebe. In Budapest habe es ein volles Stadion gegeben. Und jetzt im Wembley-Stadion seien ebenfalls Zehntausende Menschen zugelassen – aber keine Fans aus Deutschland.

Ins Stadion dürfen nur Deutsche, die in Großbritannien und Irland leben – so die Corona-Verordnung. Daher wird höchstens mit 2000 deutschen Anhängern gerechnet.

Gefragt, ob das Spiel in London mit so vielen Zuschauern vertretbar sei, angesichts der sich dort ausbreitenden hochansteckenden Delta-Variante des Coronavirus, sagte Roth: «Nein. Ganz, ganz klares Nein. Ich bin wirklich riesengroßer Fußball-Fan. Aber man kann unter diesen Bedingungen, in dieser angespannten Situation nicht eine Europameisterschaft so durchführen, wie sie durchgeführt wird.» Man habe wirklich das Gefühl, es gehe nur um Geld und um Macht.