Schalke verkauft LEC-Startplatz für 26,5 Millionen an BDS

Der FC Schalke 04 verkauft seinen Startplatz in der europäischen League-of-Legends-Liga LEC an die E-Sport-Organisation BDS aus der Schweiz. Wie die Gelsenkirchener am Dienstag mitteilten, bringt der Deal dem klammen Fußballverein 26,5 Millionen Euro.

2019 kostete der Slot in der Franchise-Liga 8 Millionen Euro. «Es ist kein Geheimnis, dass die Corona-Situation und der eingetretene Abstieg den Verein wirtschaftlich vor eine große Herausforderung stellen», sagt Schalkes Chief Gaming Officer Tim Reichert im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Vorbereitungen für Verkauf seit Herbst

Vorbereitungen für einen möglichen Verkauf hätten schon im Herbst 2020 begonnen, als sich das schlechte Abschneiden in der Fußball-Bundesliga bereits andeutete. Insgesamt habe die Zahl der Interessenten für den Liga-Slot im zweistelligen Bereich gelegen. Deutsche Fußballclubs seien allerdings nicht darunter gewesen.

Wonach BDS ausgewählt wurde? «Relativ unromantisch: Wir haben nach einem Käufer gesucht, der den höchstmöglichen Preis bezahlt und die größte Transaktionssicherheit geboten hat», sagt Reichert.

Liga-Veranstalter Riot Games hat allerdings ebenfalls Anforderungen an hinzukommende Teams, unter anderem werden Business-Pläne, die Marke an sich, Content-Pläne und die Organisationsstruktur überprüft. Der Kaufpreis geht laut Riot komplett nach Gelsenkirchen. «Davon nimmt die LEC keinen Anteil», heißt es von Liga-Chef Maximilian Peter Schmidt auf dpa-Anfrage.

Startplatz in der LEC geht an BDS aus der Schweiz

BDS ist eine französisch-schweizerische Organisation, die vor allem für erfolgreiche Teams in den E-Sport-Disziplinen Rocket League und Rainbow Six bekannt ist. Ein League-of-Legends-Team betreibt die von Patrice Bailo de Spoelberch gegründete Organisation in der französischen Liga LFL.

An BDS geht zunächst nur der Startplatz in der Liga. Allerdings sei man in Gesprächen, auch weitere Elemente wie Mitarbeitende oder die bestehende Infrastruktur an BDS zu übergeben. Schalkes LEC-Spieler haben alle nur einen Vertrag bis zum Ende der laufenden Saison.

Trotz der äußert rentablen Investition schmerzt der Verkauf des Startplatzes. Schalke gilt als Vorreiter unter den Fußballvereinen, was das E-Sport-Engagement angeht. Und auch sportlich lief es für die Königsblauen in der LEC nicht schlecht.

Schalkes Miracle Run bleibt im Gedächtnis

Fans erinnern sich an den sogenannten «Miracle Run», in dem sich das Team im Sommer 2020 vom letzten Tabellenplatz und gegen jede Wahrscheinlichkeit mit sieben Siegen in Folge in die Playoffs kämpfte. Auch Liga-Veranstalter Riot bezeichnete das als «eine der einprägsamsten Geschichten der LEC».

«Wir haben alle gehofft, dass es vielleicht noch eine andere Lösung gibt», sagte Reichert. «Der Verkaufspreis hilft dem Verein finanziell sehr. Wir haben einen sehr profitablen Abschluss erzielt. Darüber sind wir natürlich glücklich. Bei mir persönlich schwingt aber auch Trauer und Wehmut mit.»

Reichert hört nach der LEC-Saison auf bei Schalke

Auch für Reichert selbst setzt der Verkauf einen Schlusspunkt. Nach Ende der Saison, die je nach Leistung der Knappen noch bis mindestens August geht, verlässt der Chief Gaming Officer seinen Posten.

Groll habe er nicht. «Der damalige Vorstand, vorrangig Alexander Jobst, hat es zum damaligen Zeitpunkt ja überhaupt ermöglicht, so einen signifikanten Betrag in den E-Sport zu investieren. Natürlich sind wir alle im Verein unglücklich über bestimmte Entscheidungen, die in der Vergangenheit getroffen wurden. Wir schauen jetzt nicht mehr in die Vergangenheit, sondern nur nach vorne.»

Keine Entscheidung, wie es mit E-Sport weitergeht

Wie sich das E-Sport-Engagement in Gelsenkirchen entwickelt, habe der Verein noch nicht final entschieden. Neben der LEC gibt es noch weitere Bereiche, in denen Schalke aktiv ist, unter anderem in der deutschsprachigen LoL-Liga Prime League, sowie in den Fußballsimulationen FIFA und Pro Evolution Soccer.

Die LEC-Spieler von Schalke versuchen unterdessen, die Diskussion um den Verkauf nicht an sich heranzulassen. «Wenn man sich auf andere Dinge fokussiert, die nicht team-bezogen sind, dann würden wir ein schlechteres Training haben. Man kann sich nicht gut konzentrieren und ich denke, das wäre einfach unnötig», sagte Schalkes Top-Laner Sergen «Broken Blade» Çelik im Gespräch mit dpa.

«Ich als Spieler kann es nicht ändern und deswegen muss ich einfach immer nach vorne schauen». Ziel für diese Saison: das Erreichen der Playoffs – und vielleicht sogar die Weltmeisterschaft in China. Nach zuletzt drei Niederlagen in Folge und dem vorletzten Tabellenplatz muss hier allerdings noch einiges passieren.

Von Benedikt Wenck, Niklas Graeber und Viven Deffner, dpa