Van Bommel sieht Wolfsburg als «Riesenchance»

Mark van Bommel weiß offenbar auch nach zehn Jahren noch genau, welches Image er in der Fußball-Bundesliga hat. Also sagte der frühere «Aggressive Leader» des FC Bayern München bei seiner Vorstellung als neuer Trainer des VfL Wolfsburg: «Die Jungs müssen keine Angst vor mir haben.»

Von August 2006 bis Januar 2011 spielte der 44 Jahre alte Niederländer für die Bayern. Aufgrund seiner Kampf- und Führungskraft gab ihm sein Trainer Ottmar Hitzfeld damals den bekannten Beinamen. Zu jener Zeit haben auch die Wolfsburger ihr leitendes Personal noch häufig nach der Devise ausgesucht: Hauptsache ein großer Name. Doch diese Zeiten sind vorbei. Knapp drei Jahre liegen zwischen einem ersten Austausch mit van Bommel seinem Trainingsauftakt in Wolfsburg an diesem Donnerstagvormittag. In dieser Zeit haben beide Seiten festgestellt: Die Ideen, der Ehrgeiz und das sportliche Niveau als künftiger Champions-League-Club – das passt offenbar gut zusammen.

«Mir war sofort klar, dass das für mich eine Riesenchance ist», sagte van Bommel. «Wolfsburg ist ein Verein, der Spieler ausbilden kann und eine richtige gute Scouting-Abteilung hat. Nehmen Sie nur das Beispiel Maxence Lacroix, den sie in der zweiten französischen Liga entdeckt haben und der dann hier voll eingeschlagen hat.»

Van Bommel arbeitet gerne mit jungen Spielern

Er begann seine Trainerlaufbahn in den Nachwuchs-Abteilungen des niederländischen Verbandes und der PSV Eindhoven, bis er von 2018 bis Dezember 2019 auch Chefcoach des früheren Europapokalsiegers war. «Auch ich mag es gerne, mit jungen Spielern zu arbeiten», sagte der Vize-Weltmeister von 2010. «Das habe ich schon in Eindhoven gemacht. Einige dieser Spieler sind mittlerweile Nationalspieler geworden.» Sein Ziel sei es, dass Zuschauer und Journalisten irgendwann genau sehen könnten: «Das ist eine Mannschaft von Mark van Bommel.»

Sein Kontakt mit den Wolfsburger Verantwortlichen geht auf ein Testspiel zwischen VfL und PSV im Sommer 2018 zurück. Van Bommel und Sportdirektor Marcel Schäfer haben früher häufiger gegeneinander gespielt, in diese Zeit fällt auch eine legendäre 1:5-Niederlage, die der Niederländer 2009 mit den Bayern in der Volkswagen Arena kassierte. Als beide sich neun Jahre später wiedertrafen, «haben wir uns vor und nach dem Spiel sehr lange ausgetauscht», erzählte Schäfer. «Das war ein Eindruck, der bei mir Spuren hinterlassen hat.» In diesem Jahr war van Bommel dann der erste und einzige Kandidat für die Nachfolge des zu Eintracht Frankfurt gewechselten Oliver Glasner.

Noch einige Kader-Fragen offen

In Wolfsburg übernimmt er nun einen eingespielten, in den vergangenen drei Jahren stetig weiterentwickelten Kader, bei dem die größten Fragen noch sind: Wechselt der Verteidiger Lacroix nach Leipzig? Und geht vielleicht auch ein Angebot für den Torjäger Wout Weghorst ein?

Mit seinem niederländischen Landsmann hat sich van Bommel nach dessen EM-Aus bereits unterhalten. «Er war natürlich sauer, dass er ausgeschieden ist. Als Holländer habe ich das auch nicht erwartet. Aber so passiert das manchmal im Fußball», sagte der neue Coach.

Von Sebastian Stiekel, dpa