Tadej Pogacar rollte entspannt über den Zielstrich und gönnte sich nach der energiesparenden Pyrenäen-Generalprobe erst einmal eine Dose Limo.
Vor den erneuten Strapazen im Hochgebirge erlebte der Dominator der Tour de France auf der 14. Etappe von Carcassonne nach Quillan einen entspannten Tag im Peloton und schenkte den Franzosen sogar ein klein wenig Hoffnung auf ein Podium in Paris. Denn beim Solosieg des niederländischen Radprofis Bauke Mollema verbesserte sich Guillaume Martin als Teil einer Fluchtgruppe in der Gesamtwertung auf den zweiten Platz.
Pogacar weiterhin im Gelben Trikot
«Das war wieder eine harte Etappe. Ich wollte die Möglichkeit nutzen, etwas Zeit gutzumachen. Insgesamt war es ein ziemlich guter Tag für mich und die Mannschaft, die sehr aggressiv gefahren ist», sagte Martin, der nun 4:04 Minuten hinter Pogacar Zweiter ist. «Wir mussten nicht viel arbeiten und ich habe noch einen guten Vorsprung. Ich fühle mich in der Situation ganz wohl», sagte der Slowene Pogacar.
Dritter ist der Kolumbianer Rigoberto Uran mit 5:18 Minuten Rückstand, dicht dahinter kommt der Däne Jonas Vingegaard. Der hatte Pogacar schon am Mont Ventoux vor Probleme gestellt und wird es am Sonntag wohl wieder versuchen, wenn es auf dem Weg nach Andorra über den höchsten Punkt der Tour geht – den mit 2408 Metern hohen Port d’Envalira.
Ausreißer Mollema siegt auf 14. Etappe
Der Mann des Tages war jedoch Mollema, der mit seinem Sieg in die Fußstapfen von John Degenkolb trat. Degenkolb war 2018 in Roubaix der bisher letzte Profi der Trek-Mannschaft, dem ein Etappenerfolg bei der Tour gelungen war. «Ich dachte mir, ich versuche es einmal weit vor dem Ziel. Das war sehr hart, aber jetzt bin ich ziemlich glücklich», sagte Mollema. Der Lombardei-Sieger von 2019 hatte 40 Kilometer vor dem Ziel aus einer Fluchtgruppe heraus angegriffen und seinen zweiten Tour-Etappensieg nach 2017 gefeiert.
So blieb für den ebenfalls in der Gruppe vertretenen Bora-Profi Patrick Konrad am Ende nur der zweite Platz. «Ich habe versucht, Bauke zu folgen, aber da war kein Rhythmus mehr in der Gruppe. Ich bin nicht unglücklich, aber ich wäre glücklicher, wenn ich gewonnen hätte. Das war ein kluger Schachzug von ihm. Als er 30 Sekunden Vorsprung hatte, wollte niemand mehr folgen», sagte der österreichische Meister.
Dezimiertes Peloton
Schon vor dem Start hatte sich das Peloton weiter reduziert. Der letztjährige Etappensieger Sören Kragh Andersen und der frühere Bergtrikot-Gewinner Warren Barguil mussten aufgrund der Folgen des Massensturzes vom Freitag aufgeben. Vor dem Start in Carcassonne hatten bereits 32 Fahrer die Tour vorzeitig verlassen müssen.
Unterdessen scheint das deutsche Top-Team Bora-hansgrohe auf dem Transfermarkt aktiv geworden zu sein. Laut des niederländischen Internetportals «Wielerfits» fährt Jai Hindley nächstes Jahr für die bayrische Equipe. Der Australier war 2019 überraschend Zweiter beim Giro d’Italia geworden, blieb in diesem Jahr aber hinter den Erwartungen zurück. Teams und Fahrer selbst dürfen Transfers laut Reglement erst ab dem 1. August bekanntgeben.
Bei der aktuellen Tour ist Hindley nicht für sein DSM-Team dabei. Folglich fehlt der 25-Jährige auch am Sonntag, wenn die Pyrenäen-Etappen mit der Kletterei nach Andorra eröffnet werden. Das Ziel liegt allerdings nicht an der Skistation Arcalis, wo Jan Ullrich 1997 ins Gelbe Trikot gefahren war, sondern in der Hauptstadt Andorra la Vella nach einer Abfahrt.