Zu den schönsten Fernsehmomenten der Fußball-Europameisterschaft gehört der Lachanfall von Almuth Schult.
Die als Expertin von der ARD engagierte Fußball-Nationalspielerin fing immer wieder an zu prusten, nachdem ihr Kollege Kevin-Prince Boateng gesagt hatte: «Er ist so lange im Game…» Bei der nächsten Frage musste die lachende Schult sogar passen: «Ich bin raus.»
Mit ihrer Natürlichkeit und ihrem Humor begeisterte Schult das TV-Publikum. Aber auch mit ihren Analysen, die wesentlich genauer und schonungsloser waren als bei Bastian Schweinsteiger, der auch beim Ersten unter Vertrag ist und dem Sender im Verlaufe des Turniers aus anderen Gründen Kopfzerbrechen bereitete.
Viel Lob für Wolfsburg-Keeperin
Was muss eine Expertin für einen gelungenen Fernsehauftritt mitbringen? «Ich denke Authentizität, dass man die Person auch ernst nimmt, wie sie auch ist, dass man sich wohlfühlt, wenn man ihr zuhört, dass sie eloquent ist und dass sie Wissen hat, die Zuschauerinnen und Zuschauer mitnimmt und informiert.» Das hatte Schult der Deutschen Presse-Agentur vor dem Turnier gesagt – und diese Anforderungen hat die 30-Jährige nach Ansicht des Publikums und der professionellen TV-Kritiker in den folgenden Wochen voll erfüllt.
Schult erhielt durchgehend gute Bewertungen. «Es gab überhaupt kein negatives Feedback», sagte ARD-EM-Teamchef Steffen Simon. «Das hat uns angenehm überrascht.» Die Verantwortlichen des öffentlich-rechtlichen Senders hatten befürchtet, dass es im Internet auch Anfeindungen und Beleidigungen wie bei der ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann hätte geben können.
«Total mutig und klar»
«Das hat viel mit ihrer Natürlichkeit zu tun», sagte der ARD-Teamchef und lobte die Auftritte der 30-Jährigen: «Ihre taktischen Erklärungen sind sensationell. Sie ist total mutig und klar.» Die Torhüterin, die für die Nationalmannschaft 91 Einsätze absolviert hat und beim Bundesligisten VfL Wolfsburg unter Vertrag steht, setzte ihre Erfahrungen gewinnbringend ein.
Schult hat durch ihre Auftritte auch an Bekanntheit gewonnen, wie sie dem Portal «Sportbuzzer» berichtete: «Einmal hat ein Taxifahrer die Scheibe heruntergekurbelt und gerufen: „Du bist doch aus dem Fernsehen, cool, du machst einen guten Job!“» Andererseits: «In dem Dorf, in dem ich wohne, hat sich nichts geändert. Das ist sowieso das Wichtigste», sagte die mit Mann und Kindern im niedersächsischen Wendland lebende Schult.
Problemfall Schweinsteiger
Während die Nationaltorhüterin, die auch zur Initiative «Fußball kann mehr» gehört, der ARD während der EM viel Freude bereitete, wurde Schweinsteiger zum Problemfall. Das hatte nichts mit der Kritik an seinen gemeinsamen Auftritten mit Jessy Wellmer zu tun, sondern mit der Schleichwerbung-Affäre.
Der Fall ist noch immer nicht abschließend geklärt und soll in den kommenden Wochen «intern aufgearbeitet werden», wie es bei der ARD heißt. Ein Auftritt Schweinsteigers hatte beim Sender für Ärger gesorgt, weil er parallel für eine Uhr geworben hatte.
Der bis Ende 2020 unter Vertrag stehende Experte habe «in der Halbzeitpause ohne unsere Kenntnis bei Social Media einen Post im Rahmen einer bezahlten Werbepartnerschaft» veröffentlicht, kritisierte der Sender. Er habe zudem «sehr deutlich gemacht, dass die ARD gemäß ihrer Richtlinien keine Form von Schleichwerbung und nicht kenntlich gemachter Produktplatzierung ihrer Protagonisten duldet». Auf eine Stellungnahme Schweinsteigers und seines Managements wartet das Erste noch.