Die Hängepartie um die 50+1-Regel im deutschen Profi-Fußball geht weiter.
Nach einem ersten sachlichen Austausch der 36 Erst- und Zweitligisten auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung wird das Präsidium der Deutschen Fußball Liga in den kommenden Monaten bis zum Herbst eine schriftliche Stellungnahme zur vorläufigen rechtlichen Einschätzung der 50+1-Regel durch das Bundeskartellamt verfassen und diese an die Behörde senden. Ziel sei es, kartellrechtskonforme Lösungsansätze zu entwickeln, die im Interesse aller 36 Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga sind, teilte die DFL mit.
Bei ihrem Treffen in Frankfurt setzten sich die Vereinsvertreter erstmals mit der Ende Mai ergangenen Einschätzung der Behörde auseinander. Nach dpa-Informationen gab es dabei keine kontroversen Diskussionen, sondern einen breiten Konsens über die weitere Vorgehensweise. Beschlüsse zu dem heiklen Thema wurden wie erwartet nicht gefasst.
Das Bundeskartellamt hatte zwar festgestellt, dass die 50+1-Regel im Grundsatz mit dem Kartellrecht vereinbar sei, gleichzeitig aber die derzeit geltenden Ausnahmegenehmigungen für die konzern- oder investorengeführten Bundesligisten Bayer Leverkusen, VfL Wolfsburg und TSG 1899 Hoffenheim kritisiert.
Die DFL-Clubs müssen entscheiden, ob dies eher die 50+1-Regel in Frage stellt oder ob die Clubform der drei Vereine überdacht werden muss. Das Trio ist momentan nicht an die Vorgabe gebunden, wonach der Stammverein nach der Ausgliederung seiner Profi-Abteilung in eine Kapitalgesellschaft weiter die Mehrheit der Stimmenanteile besitzen muss.
Sowohl die Fans als auch ein Großteil der Vereine plädieren für den Erhalt der Regel, die 1999 eingeführt wurde und verhindern soll, dass finanzstarke Unternehmer die Mehrheit und damit die Kontrolle bei einem Club übernehmen. «Die 50+1-Regel ist die letzte Bastion, die die demokratischen Mitbestimmungsrechte der Vereinsmitglieder
bewahrt und die verhindert, dass allein die wirtschaftlichen Interessen von Investoren über das Schicksal der Lizenzmannschaften entscheiden», sagte Jörn Brauer, Sprecher der Fanvereinigung ProFans, dazu.