«Tourminator» Pogacar will Olympia-Gold

Mit der großen Party will es für Tadej Pogacar einfach nicht klappen.

Im vergangenen Jahr verhinderten die Corona-Beschränkungen das klassische Sieger-Triple aus Empfängen, Kirmesrennen und Kneipentour, nach seinem nächsten Triumph bei der Tour de France steht diesmal gleich das nächste Highlight an. «Jetzt kommt Olympia und es gibt wieder keine Feier. Ich hoffe, nach den Spielen etwas Zeit für mich zu finden und einfach mal zu entspannen», sagte Pogacar.

Zwar ist unklar, in welcher Verfassung der 22-Jährige aus der Tour kommt. Doch die Chance auf Gold am Samstag in Tokio will er sich nicht entgehen lassen. «Die gibt es nur alle vier Jahre, dieses Mal waren es sogar fünf. Ich werde für den Sieg fahren», betonte der Jungstar. In Primoz Roglic haben die Slowenen noch einen weiteren Siegkandidaten im Team.

Olympia-Strecke gleicht einem Klassiker

Die Strecke mit 234 Kilometern und fast 5000 Höhenmetern ist fast ein Abbild des Ardennen-Klassikers Lüttich-Bastogne-Lüttich. Und der wurde 2020 von Roglic und in diesem Jahr von Pogacar gewonnen. «Wir müssen mal sehen, wie die Regeneration läuft und ob ich den Jetlag gut wegstecke», meinte Pogacar. Er sei auf jeden Fall super motiviert und freue sich auf die neue Erfahrung.

Wie auch der deutsche Starter Simon Geschke stieg Pogacar am Montag in den Flieger nach Tokio. Da war Emanuel Buchmann bereits gelandet. Der Kletterspezialist wird am Berg Fuji neben Maximilian Schachmann die deutsche Medaillen-Hoffnung sein. «Ich bin optimistisch in Richtung Olympia. Meine Form ist nicht so schlecht, wie es bei der Tour aussah», sagte der 28-Jährige.

In Frankreich war Buchmann als Helfer für Kapitän Wilco Kelderman eingesetzt. Der Ravensburger wurde allerdings krank und konnte dem Niederländer somit nur in den letzten Pyrenäenbergen helfen. Am Ende belegte Buchmann Platz 33, fast zwei Stunden hinter Pogacar. «Emu wird immer an seinem vierten Platz vor zwei Jahren gemessen. Aber dieses Mal war er Helfer und da ist man vom Kopf her ganz anders dabei», sagte Geschke und betonte: «Er wird in Tokio mehr als konkurrenzfähig sein.»

Zweifel an Leistung kommen auf

Unterdessen gibt es neue Zweifel an den herausragenden Leistungen Pogacars. Der französische Dopingjäger Antoine Vayer äußerte sich in einem Interview der «Süddeutschen Zeitung» skeptisch. «Pogacar verbessert Rekorde, die fast 20 Jahre lang unantastbar blieben. Im vergangenen Jahr war er an vier Bergen schneller als alle anderen in der Geschichte der Tour. In diesem kamen zwei neue Rekorde dazu», sagte der 58-Jährige. Die Tour 2021 erinnere ihn an die Tour 1999, als der inzwischen überführte Amerikaner Lance Armstrong erstmals triumphierte.

Dass Pogacar am Mont Ventoux einmal vom späteren Zweiten Jonas Vingegaard abgehängt wurde, hält Vayer für ein durchschaubares Spiel. «Er hat geschauspielert, genauso wie Armstrong damals. Der Radsport ist ein Kosmos, in dem jeder nur so tut, als ob.» Bislang gibt es für ein Fehlverhalten von Pogacar keine Anzeichen oder gar Beweise. Zudem sind Zeiten an Bergen schwer einzuordnen, weil Dinge wie Taktik, Lage des Anstiegs oder das Wetter maßgeblichen Einfluss haben. Einen sinnvolleren Vergleichswert hätte man mit Pogacars Wattzahlen, die er aber nicht veröffentlichen will.

Von Tom Bachmann und Patrick Reichardt, dpa