In der hochkarätig besetzten 2. Fußball-Bundesliga will zum Startschuss keiner Favorit sein.
Aus Bremen, Hamburg oder Gelsenkirchen gibt es keine öffentlichen Aufstiegsforderungen, aber insgeheim rechnen sich nicht nur diese drei Teams Chancen im Kampf um die begehrten Bundesligaplätze aus. Understatement, Vorsicht und Besonnenheit herrscht vor allem bei den Bundesligaabsteigern. «Den sofortigen Wiederaufstieg oder Siege in Serie kann und werde ich euch nicht versprechen», sagte Schalkes Sportvorstand Peter Knäbel bei der Mitgliederversammlung des Revierclubs, der zum Auftakt am Freitag (20.30 Uhr/Sky und Sat.1) gleich auf den Hamburger SV trifft.
Bremen-Coach Anfang bremst Erwartungen
Dabei gilt Schalke trotz des großen Umbruchs im Kader als Spitzenteam. Das sehen auch die Mitbewerber so. «Ich glaube, dass Schalke oben mit dabei sein wird», sagte Werder Bremens neuer Trainer Markus Anfang. Der Vorteil der Schalker sei, dass sich der Club schon früh auf den Gang in die 2. Liga einstellen konnte.
In Bremen werde sich das Team bis zum Transferschluss am 31. August noch auf einigen Positionen verändern. Anfang warnt vor zu hohen Erwartungen. «Wir dürfen hier den Wiederaufstieg einfach nicht über den Wiederaufbau stellen», sagte der 47-Jährige, der bei Holstein Kiel, dem 1. FC Köln und Darmstadt 98 schön reichlich Zweitligaerfahrung gesammelt hat.
HSV gibt sich bescheiden
Auch beim HSV, der seinen Torjäger Simon Terodde an die Konkurrenz aus Schalke verloren hat, sind die Erwartungen nach drei vierten Plätzen und starker Konkurrenz etwas bescheidener. Allerdings gilt der neue Chefcoach Tim Walter als extrem ehrgeizig. Der ehemalige HSV-Trainer Frank Pagelsdorf glaubt zwar, dass der Druck nicht mehr ganz so stark sei, aber die Konkurrenz dafür umso mehr. «Das wird die härteste Zweitliga-Saison aller Zeiten. Sie hat ungemein an Attraktivität gewonnen», befand der 63-Jährige.
Hinter dem prominenten Trio lauern die Außenseiter, Geheimfavoriten und Überraschungsteams Heidenheim, Nürnberg oder auch St. Pauli. Dabei setzt fast die Hälfte der Liga auf neue Trainer, besonders junge. Das Durchschnittsalter liegt bei etwa 41 Jahren, sieben Trainer sind unter 40. So hat der Zweitligafünfte der Vorsaison, Fortuna Düsseldorf, in Christian Preußer einen erst 37 Jahre alten Chefcoach verpflichtet.
Preußer kommt aus der Freiburger Fußballschule und ist mit der zweiten Mannschaft des SC in die 3. Liga aufgestiegen. Aufstieg kann er. «Die Liga ist sehr stark mit namhaften Mannschaften. Wir wollen uns nicht verstecken, sind ehrgeizig und wollen von Anfang an oben mitspielen», sagte der Fortuna-Coach bei seiner Vorstellung.
Zwei Traditionsclubs zurück
Mit dem Aufstieg der ehemaligen Bundesligisten und DDR-Meister Hansa Rostock und Dynamo Dresden kehren zwei weitere Traditionsclubs in die 2. Liga zurück. Das sorgt für zusätzliche Attraktivität, bereitet den Ordnungshütern aber auch Sorgen.
Die Attraktivität der Liga wird zwar nicht für randvolle Stadien sorgen, weil derzeit maximal 25.000 Zuschauer in die größeren Arenen dürfen, aber selbst dieses Kontingent wird nicht komplett genutzt. Dennoch muss sich zum Beispiel die Rostocker Polizei auf mindestens sieben sogenannte Risikospiele einstellen. Man stehe vor einer «herausfordernden Saison», hieß es von der Polizeibehörde an der Ostseeküste.