Japan ist die Heimat vieler traditioneller Kampfkünste, die unter dem Oberbegriff «Budo» (zu Deutsch etwa Kriegsweg) zusammengefasst sind. Dazu gehören Judo, Aikido, Kendo (Fechten), Kyudo (Bogenschießen) oder Karate, das erstmalig bei den Olympischen Spielen in Tokio dabei ist.
Wie in vielen japanischen Künsten liegt im Budo der Sinn im Handeln, das auf das Innere des Übenden abzielt. Bei den traditionellen «Wegen» (do) ist die Etikette allgegenwärtig: Es gibt ausgefeilte Regeln für die richtige Form, zum Beispiel eines Schrittes oder eines Griffes, deren genaue Ausführung traditionell wichtiger ist als die athletische Leistung. Längst sind Kampfkünste wie Judo dank des Fernsehens zu global beliebten Sportarten geworden.
So wird Judo auch bei den Olympischen Spielen in Tokio große Beachtung zukommen. Allerdings sorgte der Kampfsport in seiner Heimat immer wieder für negative Schlagzeilen wegen Vorwürfen gewalttätiger Züchtigungen. Japans Judo-Welt ist bekannt für militärisch anmutende Trainingsmethoden. In den vergangenen Jahrzehnten kam es zu über 100 Todesfällen unter Judoka an Schulen. Der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch zufolge sind Gewalterfahrungen unter japanischen Kindern im Sport, einschließlich Judo, weit verbreitet in dem Land.
Erstmals bei Olympia dabei ist das ursprünglich aus Okinawa im Süden Japans stammende Karate. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten aus Okinawa heimkehrende US-Soldaten ihre Leidenschaft für die Kampfkunst mitgenommen und in alle Welt getragen. Als 2016 bekanntgegeben wurde, dass Karate bei den Spielen in Tokio dabei sein werde, hatte der Präsident des Welt-Karate-Verbandes, Antonio Espinos freudig mit den Worten reagiert: «Dies wird eine Fiesta für die gesamte Karate-Welt».