Dagmar Freitag: Olympia in der Pandemie nicht verantwortbar

SPD-Sportpolitikerin Dagmar Freitag sieht die Olympischen Spiele in Tokio mitten in der Corona-Pandemie kritisch. «Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust», sagte die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag im Inforadio des rbb.

Zwar könne sie die Sportlerinnen und Sportler verstehen, an den Spielen teilzunehmen. Aber wenn sie sehe, was gesundheitlich auf der Welt los sei, müsse sie sagen, «eine Veranstaltung, zu der fast 100.000 Menschen aus fünf Kontinenten kommen, passt nicht in die Zeit einer Pandemie, und deshalb, denke ich, ist es eigentlich nicht verantwortbar.» Die Vorfreude sei bei ihr nicht da.

Das Internationale Olympische Komitee entscheide nicht ganz allein, sagte Freitag. Doch wenn man das Gebaren von Sportfunktionären, insbesondere auf internationaler Ebene kenne, «dann wissen Sie, dass die sehr wohl Druck ausüben können».

Am heutigen Freitag (13.00 Uh MESZ/ZDF und Eurosport) steht die Eröffnung der Olympischen Spiele in Tokio an. Wegen der Pandemie finden die Eröffnungs- und Schlussfeier sowie die Wettbewerbe ohne Zuschauer statt. Das Spektakel ist in Japan umstritten. Das IOC und die Regierung versichern indes immer wieder, die Spiele seien sicher.

Freitag (68) kritisierte das IOC wegen der Auflage für die Sportler, bei einer Corona-Erkrankung auf Schadenersatzforderungen zu verzichten. «Es kann doch nicht sein, dass man die Benefits als IOC einstreicht – nämlich das Geld der Sponsoren – und dass man die Risiken auf die Athleten abwälzt», sagte sie. «Ohne die Athletinnen und Athleten gäbe es diese Spiele schließlich gar nicht.»

Sie geht davon aus, dass wegen der Pandemie die Dopingkontrollen in den vergangenen Monaten nicht im üblichen Maße durchgeführt werden konnten. Ob das ein fairer Wettbewerb werde, «da habe ich persönlich Zweifel».