Tischtennis-Star Boll führt «Zweckehe» mit seinem Körper

Der deutsche Tischtennis-Routinier Timo Boll geht seine sechsten Olympischen Spiele voller Tatendrang, aber ohne Druck an.

«Mal schauen, was möglich ist, die EM hat mir jedenfalls eine Menge Selbstvertrauen gegeben», sagte der 40-Jährige der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». «Wenn ich bei Olympia körperlich okay bin, werde ich auch im Kopf okay sein, und es wird einigermaßen laufen. Und wenn es nicht klappt, dann bin ich auch mit mir im Reinen, weil ich dann ja weiß, woran es gelegen hat.»

Ende Juni hatte Boll bei der Europameisterschaft in Warschau das deutsche Finale gegen Dimitrij Ovtcharov gewonnen und zum achten Mal den Titel im Einzel geholt. Die EM habe ihn «ganz schön mitgenommen», sagte er, betonte aber auch, in Tokio «Ambitionen stellen» zu wollen.

Auch nach fünf Olympia-Teilnahmen fehlt Boll noch eine Einzelmedaille. Bei der Auslosung hatte er jedoch Pech: Falls er seine ersten beiden Partien gewinnt, könnte er schon im Viertelfinale auf den Weltranglisten-Ersten Fan Zhendong aus China treffen. Boll und Ovtcharov treten in Japan jeweils im Einzel und mit der deutschen Mannschaft an, mit der sie 2008 (Silber), 2012 (Bronze) und 2016 (Bronze) bereits drei Medaillen gewonnen haben.

Nach seinem ersten Training in der japanischen Hauptstadt hatte Boll unter der Woche berichtet, keine Schmerzen mehr zu verspüren. Auf die Frage der «FAZ», welches Verhältnis er zu seinem Körper habe, antwortete er: «Ein gespanntes. Wir führen eine Zweckehe, aber ich würde meinen Partner gern austauschen, obwohl er mir auch schon gute Dienste geleistet hat. Ich würde ihn wie ein Messer gern nachschärfen, weil es sich mit einem scharfen Instrument besser schneiden lässt. Aber das geht nicht mehr.»