Während der Olympischen Spiele ist die Zahl der Neuinfektionen in Tokio am zweiten Tag in Serie auf einen Höchststand gestiegen.
Am Mittwoch meldete die Hauptstadt 3177 neu Infizierte binnen eines Tages. Am Vortag waren es 2848 Fälle gewesen. Damit tritt ein, was Experten bereits vor Beginn des Sportspektakels prophezeit hatten. Die Lage könne «kritisch» werden. Landesweit stieg die Zahl der Neuinfektionen in Folge der rasanten Ausbreitung der Delta-Variante erstmals binnen eines Tages über die Marke von 9000 Fällen auf 9576. Acht Patienten, darunter sechs in Tokio, starben.
Tokios Gouverneurin Yuriko Koike rief die jüngeren Bürger auf, sich impfen zu lassen, möglichst zu Hause zu bleiben und die Maßnahmen gegen eine Ausbreitung des Virus zu befolgen. «Die Aktivitäten junger Menschen sind der Schlüssel (um die Infektionen einzudämmen)», sagte sie.
25,5 Prozent vollständig geimpft
Während die Mehrheit der älteren Menschen inzwischen geimpft sei und die Infektionen unter ihnen deutlich gesunken seien, seien die Infektionen unter den überwiegend nicht geimpften jungen Menschen am Steigen, erklärte Koike. Bis zum Vortag waren 25,5 Prozent der japanischen Gesamtbevölkerung vollständig geimpft. Bei den Älteren lag die Impfquote bei 68,2 Prozent. Während einige Jüngere noch warten, bis sie mit der Impfung an der Reihe sind, stehen viele andere Impfungen skeptisch gegenüber. Dafür werden zum Teil Gerüchte und Falschinformationen über die Impfstoffe verantwortlich gemacht.
Jüngeren Japanern wird vorgeworfen, nachts nach Schließung der Restaurants und Geschäfte noch auf den Straßen unterwegs zu sein und das Virus mit seiner Delta-Variante zu verbreiten. Tokio befindet sich im vierten Corona-Notstand, nachdem die Delta-Variante eine fünfte Infektionswelle ausgelöst hatte. Restaurants und Bars dürfen keinen Alkohol ausschenken und sind angehalten, um 20.00 Uhr zu schließen. Viele junge Japaner trinken Alkohol daher auf der Straße.
Olympia-Teilnehmer nicht das Hauptproblem
Deshalb seien nicht die Olympia-Teilnehmer das Hauptproblem, sagte der Politikprofessor Koichi Nakano von der Sophia University in Tokio kürzlich der Deutschen Presse-Agentur. Vielmehr sei es der Umstand, dass die Spiele überhaupt stattfänden zu einem Zeitpunkt, da die Bevölkerung über den immer wieder verlängerten Notstand frustriert» sei. Das durch Medien geschürte Olympia-Interesse trage dazu bei, dass viele Bürger nicht länger wie gefordert zu Hause blieben.
Die landesweite Zahl der binnen eines Tages registrierten Infektionen stieg am Mittwoch auf einen Höchststand von über 8000 Fällen. Neben Tokio breitet sich das Virus auch in den Nachbarpräfekturen Chiba, Kanagawa und Saitama aus. Die Gouverneure dort fordern die Regierung auf, auch über ihre Regionen den Corona-Notstand zu verhängen.