Jessica von Bredow-Werndl: «Es fühlte sich unecht an»

Dressur-Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl hat ihr Glück auch einen Tag nach ihrem zweiten Goldgewinn bei den Tokio-Spielen nicht fassen können.

«Ich bin aufgewacht, und es fühlte sich so unecht an», sagte die 35 Jahre alte Reiterin nach weniger als vier Stunden Schlaf am Donnerstag. «Ich bin glücklich, müde und wahnsinnig dankbar, dass es so gekommen ist.» Bereits zur Mittagszeit flog von Bredow-Werndl heim nach Deutschland, während Isabell Werths Rückflug mit den Pferden für Samstag geplant ist.

Nach dem Sieg am Mittwoch mussten die Siegerin und Werth, die Silber gewann, eine kalte Dusche über sich ergehen lassen. «Wir wurden hinterhältig am Stall überrascht und mit Wassereimern und -schläuchen nass gespritzt, wie es sich gehört, wenn man Meister wird. Das ist bei uns Brauch», berichtete von Bredow-Werndl. «Dann wurde angestoßen und mit den Pferden gefeiert.»

Mit großem Respekt äußerten sich die beiden Medaillengewinnerinnen noch einmal zum Lehrerin-Schülerin-Verhältnis. Von Bredow-Werndl war nach großen Erfolgen im Junioren-Alter und Problemen beim Übergang zu den Senioren – gemeinsam mit Bruder Benjamin Werndl – fünf Jahre von Werth trainiert worden. Zuvor hatte die Reiterin insgesamt sechs Goldmedaillen bei Nachwuchs-Europameisterschaften gewonnen.

«Das Gefühl, jetzt habe ich ihr es gezeigt, hatte ich nicht eine Sekunde», sagte von Bredow-Werndl. «Es war total Ego getrieben, habe mich nur auf mich konzentriert.» Sie freue sich auch nicht, nun besser als Werth gewesen zu sein, sondern sie freue sich «in die Liga von Isabell» aufsteigen zu können. Die 52 Jahre alte siebenmalige Olympiasiegerin bezeichnete den Silbergewinn als «Riesenerfolg, unabhängig, ob es von Außenstehenden als Niederlage» gewertet werde.