Völlig frustriert stand Routinier Florian Fuchs in der Mixed Zone des Oi Hockey Stadium von Tokio und versuchte erst gar nicht, den blamablen Auftritt der deutschen Herren gegen Südafrika schön zu reden.
«Es ist unerklärlich, was heute passiert ist. Nicht nur die Niederlage, sondern auch, wie wir gespielt haben, ist inakzeptabel», schimpfte der 29 Jahre alte Hamburger nach der völlig unerwarteten 3:4 (3:2)-Pleite, durch die der vorzeitige Einzug ins Olympia-Viertelfinale leichtfertig verspielt wurde. «Es gibt genügend Dinge, die anzusprechen sind, und wir werden das in aller Deutlichkeit tun», kündigte Fuchs eine knallharte Aussprache an.
Die einzig gute Nachricht: Trotz des Rückschlags läuft die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes selbst im Falle einer weiteren Niederlage im Gruppenfinale gegen den WM-Zweiten Niederlande an diesem Freitag (13.45 Uhr) kaum Gefahr, die K.o.-Runde zu verpassen. Denn bei einer möglichen Punktgleichheit mit Südafrika würde zunächst nicht der verlorene Direktvergleich den Ausschlag geben, sondern das Torverhältnis. Und da beträgt das Polster auf den Rivalen 15 Treffer.
Coach sieht Redebedarf
Bundestrainer Kais al Saadi sah dennoch erhöhten Redebedarf. «Die Mannschaft muss erst einmal runterkommen, danach wird es klare und ehrliche Worte geben. Wir werden Tacheles reden», sagte der wie seine Schützlinge tief enttäuschte Coach und fügte hinzu: «Wir sind sehr wütend auf uns und nehmen diese Wut mit in das Spiel gegen die Niederlande.»
Dabei hatte es für sein Team am Donnerstag in der brütenden Mittagshitze von Tokio zunächst planmäßig begonnen, als Timm Herzbruch (8. Minute) einen schönen Angriff per Flachschuss zur Führung nutzte. Das brachte aber ebenso wenig Sicherheit wie die weiteren Treffer von Lukas Windfeder (22.) und Constantin Staib (24.). Keenan Horne (9.), Matthew Guise-Brown (13.), Nicholas Spooner (45.) und Mustaphaa Cassiem (48.) sorgten mit ihren Toren für die Niederlage des Olympia-Dritten von Rio.
«Nicht gut genug»
«Wir waren in allen Belangen nicht gut genug. Das wird bei Olympia bestraft und tut total weh», räumte Kapitän Tobias Hauke ein. Durch viele technische Fehler brachte sich die Mannschaft oft selbst aus dem Rhythmus. Doch das war nicht das einzige Manko. «Dadurch, dass es technisch nicht lief, kam es auf den Willen an. Der hat nicht ausgereicht, um die technischen Mängel auszugleichen», kritisierte al Saadi. «Das kreiden wir uns am meisten an.»
Im Klassiker gegen Oranje muss nun eine Reaktion her, denn bei einer Niederlage droht schon im Viertelfinale ein Duell mit Goldfavorit Australien. «Wir werden zeigen, dass die mannschaftliche Geschlossenheit, die wir immer wieder herausheben, kein Blabla ist», sagte al Saadi. «Das Team wird zusammenstehen und füreinander durchs Feuer gehen. Davon bin ich überzeugt.»