Goldhoffnung Mihambo legt los: Schwieriger Anlauf zum Olymp

Haut der Anlauf hin oder nicht? Für Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo ist das die Kernfrage der Sommerspiele.

Verschenkt sie wie zuletzt so oft Zentimeter am Balken, setzt sie auch das ersehnte Gold in den Sand. Bei der Qualifikation mit nur drei Versuchen am Sonntag (09.50 Uhr) in Tokio gilt es schon für die «Sportlerin des Jahres». «Wenn sie das Brett trifft, hat sie gute Chancen», sagte die zweimalige Olympiasiegerin Heike Drechsler der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf den Medaillenkampf am Dienstag.

Schwierigkeiten beim Absprung

Der 56-jährigen Thüringerin sind Mihambos Schwierigkeiten beim Absprung in dieser Leichtathletik-Saison natürlich nicht verborgen geblieben. Zuletzt sprang Mihambo beim Diamond-League-Meeting in Gateshead zum Teil 40 Zentimeter vor dem 20 Zentimeter breiten Brett ab. So liegt die 27-Jährige von der LG Kurpfalz mit 6,92 Metern nur auf Rang zehn der diesjährigen Weltbestenliste. «Sie wirkt ein bisschen unsicher, was den Anlauf betrifft», sagte Drechsler.

Mihambo hatte im vergangenen Jahr ihren Anlauf nach einer Verletzung zur Schonung von 20 auf 16 Schritte verkürzt und kurz vor Olympia noch immer sichtlich Probleme, wieder über gut 40 Meter in den Rhythmus zu kommen. Sie sei nur im Training öfter aus einem verkürzten Anlauf gesprungen, sagte Drechsler, die 1992 in Barcelona und 2000 in Sydney Gold in der Sandgrube eroberte. «Im Wettkampf hätte ich das nie gemacht, das ist eine zu große Umstellung und im Sprint eine ganz andere Schrittfrequenz.»

Selbstzweifel kommen auf

Mihambo, die bei Bundestrainer Uli Knapp trainiert, räumte vor ihrem Start ein, dass sie sich die Umstellung nicht so hart vorgestellt hätte: «Dieser Switch vom kurzen Anlauf 2020 zurück auf den langen, das hat mich fast ein halbes Jahr gekostet, um wieder ein normales Anlaufmuster anzusteuern», erklärte sie. «Da kommen viele Selbstzweifel hoch: Kann ich das überhaupt noch? Bin ich gut genug? Kann ich mithalten?» Und die Sieben-Meter-Marke? «Ich zweifle nicht daran, dass ich das erreichen kann.»

Ihr persönliches Olympia-Ziel sei es, «mein Bestes zu geben, das zu zeigen, was in mir steckt», sagte die Vierte von Rio de Janeiro 2016. «Dieses Jahr ist mir das leider noch nicht gelungen. Was gut ist: Ich weiß, dass ich es kann, dass ich gut drauf bin, dass ich es jetzt auch zeigen kann und will und werde.»

Drechsler traut die Sieben-Meter zu

Die deutsche Rekordhalterin Drechsler (7,48 Meter 1988) traut ihr trotz der Probleme den großen Coup zu: «Sie kann sieben Meter springen, schnell genug ist sie. Sie muss es nur aufs Brett bringen. Leicht wird es nicht, aber sie ist eine Kämpferin. Und wenn sie diese Coolness hat wie in Doha …»

Beim WM-Finale 2019 in Katar hatte Mihambo zunächst einen schwachen ersten Sprung und danach einen ungültigen. Als ihr das Aus im Vorkampf drohte, legte sie im dritten Versuch ihre Siegesweite von 7,30 Meter hin. Damit konnte sie den Wettkampf entspannt fortsetzen. Und fand sogar Zeit, sich vor den Augen der erstaunten TV-Beobachter aus aller Welt die Lippen nachzuziehen.

Von Ulrike John, dpa