Auf Deutschlands Basketballer wartet im olympischen Viertelfinale eine Aufgabe, die kaum schwerer sein könnte.
«Irgendwie müssen wir versuchen, Doncic zu stoppen. Das kann nicht einer machen, das müssen alle Zwölf machen», sagte Kapitän Robin Benzing. Mit gehörig Respekt geht die Auswahl des Deutschen Basketball Bunds in das erste K.o.-Spiel am Dienstag (3.00 Uhr MESZ) gegen Europameister Slowenien um Luka Doncic, den derzeit besten Spieler der Welt.
«Die machen ein ganz starkes Turnier bis jetzt. Wir sind natürlich nicht die Favoriten», sagte Benzing vor dem Duell in der Saitama Super Arena im Norden Tokios. «Mit dieser genialen Gruppenphase haben sie sich zu einem echten Top-Medaillenfavoriten gespielt.» Dafür ist vor allem der 22-jährige Doncic verantwortlich. «Er spielt wie von einem anderen Stern und das Team außenrum spielt einfach perfekt mit», sagte Benzing. Nur wenn es gelingt, ihn in den Griff zu bekommen, «haben wir eine sehr gute Chance zu gewinnen».
DER BLICK ZURÜCK: Erst zum dritten Mal überhaupt steht Deutschland in einem olympischen Viertelfinale. 1984 war in Los Angeles nach einem 67:78 gegen Gastgeber USA Schluss, acht Jahre später in Barcelona durch ein 76:83 gegen die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten. Rödl war in Spanien beim bisher letzten K.o.-Spiel noch als Spieler auf dem Parkett dabei. Noch nie hat es die DBB-Auswahl in das Halbfinale geschafft, beim letzten Olympia-Start scheiterten sie 2008 schon in der Vorrunde. «Wir wissen, dass wir für die nächste Runde eine Schippe drauflegen müssen», sagte Nationalspieler Danilo Barthel nun.
DER BLICK NACH VORN: Mit dem Ende von Olympia könnte auch die Zeit von Rödl als Nationalcoach abgelaufen sein. Der Vertrag des Bundestrainers endet mit dem Turnier in Japan. Vor der Qualifikation Anfang Juli galt es als offenes Geheimnis, dass der Verband mit Blick auf die Heim-EM 2022 mit einer Vorrunde in Köln und der Endrunde in Berlin einen neuen Coach sucht. Dass sich durch das Erreichen der Finalphase in Tokio daran etwas geändert hat, ist nicht bekannt. In jedem Fall kann der Trainer auf viel Talent zurückgreifen: In diesem Sommer fehlten unter anderen die NBA-Spieler Dennis Schröder, Daniel Theis, Maximilian Kleber, Isaiah Hartenstein oder Franz Wagner.
SLOWENIENS SUPERSTAR: Luka Doncic ist in jungen Jahren kaum zu stoppen. Als Nachfolger von Dirk Nowitzki bei den Dallas Mavericks stieg er schnell zur Attraktion in der NBA auf, auch bei Olympia ließ der Guard schnell aufhorchen. 48 Punkte im ersten Gruppenspiel gegen Argentinien allein waren herausragend. Souverän führte er den Europameister zum Gruppensieg. Ihn zu zähmen, wird die größte olympische Herausforderung für die DBB-Auswahl. Daran scheiterten in den vergangenen Jahren die meisten seiner Gegner. Die Slowenen sind stark abhängig von Doncic, der allerdings nur sehr selten enttäuscht.
INTERNATIONALER BLICK: Auf Gold-Favorit USA wartet schon in der Runde der letzten Acht eine besonders harte Prüfung. Das Team um Superstar Kevin Durant muss gegen Weltmeister Spanien ran. Für die Amerikaner, die auf viele NBA-Topspieler wie LeBron James verzichten müssen, läuft es in Tokio längst nicht perfekt. Zum Auftakt hatten sie gegen Frankreich verloren – es war die erste Niederlage bei Sommerspielen seit 17 Jahren. Im Kampf ums Halbfinale treffen zudem die Franzosen auf Italien, Deutschlands stärkster Gruppengegner Australier muss gegen Argentinien, den Olympiasieger von 2004, antreten.